Melbourne (Reuters) – Etappensieg für Tennis-Star Novak Djokovic im Streit um seine Corona-Impfausnahme für eine Einreise in Australien.
Ein Richter in Melbourne ordnete am Montag an, der Weltranglistenerste dürfe das Gebäude, in dem er seit Donnerstag festgehalten wurde, sofort verlassen. Die Entscheidung der Regierung, das Visum des 34-Jährigen zu widerrufen, sei unangemessen gewesen. Ob der Serbe nun als Titelverteidiger an den kommenden Montag beginnenden Australian Open teilnehmen kann, ist aber noch unklar. Ein Anwalt der australischen Bundesregierung erklärte nach dem Urteilsspruch, der Einwanderungsminister behalte sich vor, das Visum von Djokovic erneut zu widerrufen.
Djokovic erklärte auf Twitter, er sei zufrieden und dankbar, dass das Gericht den Visums-Widerruf gekippt habe. Trotz allem, was passiert sei, wolle er in Australien bleiben, und versuchen, an dem Turnier teilzunehmen. Die Familie des Tennisstars begrüßte die Gerichtsentscheidung ebenfalls. Recht und Gerechtigkeit hätten gesiegt, erklärte sie.
Djokovic hatte in der vergangenen Woche erklärt, er könne auf Basis einer Ausnahmegenehmigung nach Australien einreisen. Das hatte zu großer Empörung in der australischen Öffentlichkeit geführt – auch deshalb, weil die Bürgerinnen und Bürger des Landes in der Vergangenheit den weltweit längsten Lockdown hinnehmen mussten. Zudem ist die australische Impfquote mit 91 Prozent vergleichsweise hoch und das Verständnis für Impfgegner gering. Die Zahl der Infizierten hatte sich zuletzt binnen einer Woche auf mehr als eine Million verdoppelt. Das führt zu einer höheren Belegung der Klinik-Betten, Problemen in den Versorgungsketten und überfüllten Test-Zentren.
Djokovic hat nie öffentlich seinen Impfstatus erklärt und gilt als Gegner einer Impf-Pflicht. In einer Anhörung bei den australischen Behörden hat er zuletzt erklärt, er sei ungeimpft und habe sich zweimal mit Corona infiziert. Die Anwälte des Sportlers hatten am Wochenende erklärt, Djokovic habe die Ausnahmegenehmigung aufgrund einer erst kürzlich erlittenen Corona-Infektion erhalten. Die Regierung hatte dem entgegengehalten, das gebe ihm noch keine Einreise-Garantie. Der Streit sorgte auch für diplomatischen Ärger: Serbiens Präsident Aleksandar Vucic warf Australien vor, Djokovic zu schikanieren.
Medienberichten zufolge könnte die Regierung Djokovic das Visum erneut entziehen. Richter Anthony Kelly sagte aber, die Hürden dafür seien nun eher gestiegen als gesunken. Es sehe so aus, als ob Djokovic die Impf-Ausnahme auf Basis einer im Dezember erlittenen Corona-Infektion beantragt und auch erhalten habe. Die Belege habe er vor seinem Abflug nach Melbourne und bei seiner Landung vorgelegt. “Was mehr hätte dieser Mann tun sollen?”, sagte Kelly. Das Urteil ging aber nicht direkt darauf ein, ob eine Ausnahme wegen einer Infektion in den vergangenen sechs Monaten rechtens wäre. Die Regierung hat das bestritten. Sollte Djokovic am Ende aus Australien abgeschoben werden, droht im eine Einreisesperre von drei Jahren.
Australiens Regierungschef Scott Morrison hatte die Einreise-Verweigerung gerechtfertigt. “Es gibt keine Sonderfälle, Regeln sind Regeln”, hatte er erklärt. Die Regierung werde weiter “die richtigen Entscheidungen treffen, wenn es um die Sicherung der australischen Grenzen in Bezug auf diese Pandemie geht”. Eine kürzlich überstandene Infektion erfülle nicht die Kriterien für eine Ausnahme-Genehmigung.
Djokovic hat die Ausnahme-Genehmigung vom Bundesstaat Victoria erhalten. Im föderalen System Australiens können die Bundesstaaten Ausnahmen bei der Einreise in ihr Hoheitsgebiet gewähren. Die Bundesregierung kontrolliert aber die Außengrenzen und kann Ausnahmen anfechten. Bundesregierung und Bundesstaat sind sich keineswegs einig: Seit längerem gibt es Streit über den Kurs in der Corona-Politik zwischen dem konservativen Morrison und der Mitte-Links-Regierung Victorias.