Johnson ringt nach Rücktritten in Downing Street um Autorität

London (Reuters) – Der skandalumwitterte britische Premierminister Boris Johnson ringt nach den Rücktritten mehrerer enger Mitarbeiter um seine Autorität.

Kabinettsmitglieder und Verbündete werteten die Personalabgänge als Beleg dafür, dass der Premier durchgreife und die versprochenen Änderungen in seinem Team vornehme. Doch das änderte nichts daran, dass selbst in den eigenen Reihen weiter Unmut über den Regierungschef laut wurde. “Es beunruhigt mich zutiefst, was da passiert”, sagte der konservative Abgeordnete Huw Merriman der BBC.

Johnson sieht sich seit Wochen mit Rücktrittsrufen auch aus seiner eigenen Partei konfrontiert. Grund sind eine Reihe von Skandalen, die ihn selbst oder Mitglieder seines Regierungsteams betreffen. Ihm werden neben Fehlverhalten auch Führungsschwäche und ein chaotischer Führungsstil vorgeworfen.

Im Zentrum der Vorwürfe stehen mehrere Partys, die in der Downing Street trotz geltender Corona-Lockdowns gefeiert wurden. Zusätzlich unter Druck geriet Johnson in den vergangenen Tagen aber auch, weil er sich nicht für falsche Äußerungen über Oppositionschef Keir Starmer entschuldigte. Am Donnerstag führte das Johnsons Chef-Politikstrategin Munir Mirza als Grund für ihren Rücktritt an. Sie und Johnson hatten 14 Jahre zusammengearbeitet. Mit Stabschef Dan Rosenfield, Privatsekretär Martin Reynolds und Kommunikationschef Jack Doyle folgten innerhalb weniger Stunden drei weitere enge Berater, die allerdings in Verbindung mit den Lockdown-Partys gebracht werden.

Am Freitag warf laut einem konservativen Blog ein weiteres Mitglied von Johnsons Politikberaterstab das Handtuch. Das Büro des Premiers äußerte sich dazu zunächst nicht. Auf die Frage, was denn los sei in der Downing Street, dem Dienstsitz des Premiers, antwortete etwa Energie-Staatssekretär Greg Hands am Freitag im Sender Sky: “Rücktritte wurden vorgenommen, Rücktritte wurden akzeptiert.” Johnson übernehme die Führung.

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