Japans Wirtschaft im Olympiajahr 2021 wieder gewachsen

Tokio (Reuters) – Die japanische Wirtschaft ist 2021 nach zuvor zwei Jahren Pause erstmals wieder gewachsen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der nach den USA und China drittgrößten Volkswirtschaft der Welt legte im Jahr der Olympischen Spiele von Tokio um 1,7 Prozent zu, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Dazu trugen steigende Konsumausgaben, höhere Exporte und mehr Investitionen bei. Allerdings hinkt das asiatische Land anderen großen Industrienationen damit hinterher: Deutschland etwa schaffte ein Plus von 2,8 Prozent. 2020 war die japanische Wirtschaft wegen des Corona-Ausbruchs noch um 4,5 Prozent eingebrochen, nachdem sie bereits 2019 um leicht geschrumpft war. Die Weltbank traut Japan im laufenden Jahr eine kräftigere Erholung zu: Sie rechnet mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent.

Die japanische Notenbank warnt allerdings vor einer Reihe von Gefahren für den Aufschwung. “Die zunehmenden Spannungen in der Ukraine könnten sich ungünstig auf das globale und japanische Wachstum auswirken, wenn sie einen Anstieg der Kraftstoff- und Rohstoffpreise auslösen”, sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda im Parlament. Hinzu kommt der rekordhohe Anstieg der Neuinfektionen mit der hoch ansteckenden Corona-Variante Omikron, der den Jahresauftakt verhageln dürfte. “Die Konjunkturerholung wird wahrscheinlich von Januar bis März ins Stocken geraten oder die Wirtschaft könnte sogar schrumpfen – je nachdem, wie sich Omikron auf den Dienstleistungssektor auswirkt”, sagte der Chefökonom des Instituts Norinchukin, Takeshi Minami. Die Regierung könnte ihre Eindämmungsmaßnahmen ausweiten, was wiederum den Konsum dämpfen dürfte. Auch könnte der Materialmangel die exportabhängige Industrie ausbremsen.

Ende 2021 zeigte sich die Wirtschaft erholt. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im vierten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 5,4 Prozent, nachdem es im Sommerquartal noch um 2,7 Prozent geschrumpft war. Ökonomen hatten allerdings einen etwas stärkeren Zuwachs erwartet.

Anders als in anderen großen Industriestaaten hält sich die Inflation in Japan in Grenzen. Die Notenbank versucht seit nunmehr neun Jahren, mit Niedrigzinsen und einer Liquiditätsschwemme für mehr Preisdruck in dem Land zu sorgen, das lange in einer konjunkturschädlichen Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und Investitionszurückhaltung gefangen war. Die Währungshüter sagen eine Teuerungsrate von 1,1 Prozent im neuen Haushaltsjahr ab April voraus – nach zuvor 0,9 Prozent. Da die Notenbank ein Inflationsziel von zwei Prozent hat und dieses nach eigener Einschätzung wohl nur zu etwa der Hälfte erreicht werde, dürfte so bald keine Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik erfolgen. Die Währungshüter beließen auf ihrer geldpolitischen Sitzung im Januar ihr kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent.

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