Wirtschaft setzt auf Aufschwung – “Damokles-Schwert Ukraine-Krise”

Berlin (Reuters) – Beim Ausbleiben einer Eskalationsspirale in der Ukraine-Krise rechnet die deutsche Wirtschaft mit einem Frühjahrsaufschwung.

Das Barometer für das Geschäftsklima stieg im Februar den zweiten Monat in Folge – und zwar auf 98,9 Punkte nach 96,0 Zählern im Januar, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Manager-Umfrage mitteilte. Ifo-Experte Klaus Wohlrabe räumte im Gespräch mit Reuters allerdings ein, dass die Ifo-Umfrage-Ergebnisse noch “völlig unbeeinflusst” von den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine waren. Von Reuters befragte Ökonomen hatten indes mit einem Index-Anstieg auf lediglich 96,5 Punkte gerechnet. “Die deutsche Wirtschaft setzt auf ein Ende der Coronakrise. Die Zuspitzung der Krise um die Ukraine bleibt aber ein Risikofaktor”, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die rund 9000 befragten Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage besser. Und die Aussichten für die kommenden sechs Monate wurden sogar deutlicher rosiger gesehen als zuletzt.

Dazu passt die jüngste Umfrage des Instituts IHS Markit unter Einkaufsmanagern: Demnach ist die Wirtschaft im Februar trotz der Omikron-Welle so stark gewachsen wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Die Bundesbank geht allerdings davon aus, dass sich die im Herbst 2021 begonnene konjunkturelle Talfahrt im Winterquartal noch fortsetzen wird. Im Frühjahr soll es aber zu einer kräftigen Erholung kommen.

“Allerdings hängt die Eskalation der Ukraine-Krise wie ein Damoklesschwert über den Konjunkturaussichten”, so Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Würde Russland bei einer weiteren Eskalation der Krise den Gashahn zudrehen, könnte dies seiner Ansicht nach den wirtschaftlichen Aufschwung zumindest zeitweise unterbrechen.

“GIFT FÜR DEN AUFSCHWUNG”

Die Folgen des russischen Einmarsches in die Ostukraine drohten jedoch den erhofften Frühjahrsaufschwung der deutschen Wirtschaft zu ersticken. “Die Unsicherheit wird massiv zunehmen”, warnte Ifo-Experte Wohlrabe: “Das wäre Gift für den Aufschwung.” Besonders steigende Energiepreise könnten die deutschen Unternehmen weiter belasten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat ungeachtet der Warnungen des Westens die Entsendung von Soldaten in die von Kiew abtrünnigen Regionen der Ost-Ukraine angeordnet. Dies stellt einem Insider zufolge nach Ansicht der USA noch keine Invasion dar, die ein umfassenderes Sanktionspaket auslösen würde.

DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle sieht die deutsche Wirtschaft nun mit zwei widerstreitenden Entwicklungen konfrontiert: “Corona-Lockerungen mit ihrer positiven Wirkung auf die Dienstleister, stehen den negativen Folgen des Ukrainekonflikts gegenüber.” Dieser führt zu steigenden Energiepreisen, zu Unsicherheit sowie zu Belastungen durch Sanktionen und möglichen Gegenmaßnahmen. Auch wenn uns das nicht gleich in die Rezession zurückführen wird, ist das ein herber Dämpfer für die Konjunktur.”

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