Erdogan kritisiert Nato-Reaktion auf russischen Ukraine-Einmarsch als zu schwach

Istanbul (Reuters) – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Reaktion der Nato auf den russischen Einmarsch in die Ukraine als unzureichend kritisiert.

“Die Nato hätte einen entschlosseneren Schritt unternehmen müssen”, sagte Erdogan am Freitag in Istanbul. “Die EU und all die westlichen Denkweisen haben keine ernsthaft entschlossene Haltung gezeigt, sie alle beraten die Ukraine nur ständig.” Eine gewöhnliche Verurteilung sei nicht ausreichend, ebensowenig dauernde Ratschläge an die Regierung in Kiew. “Mit Ratschlägen kommt man nicht weiter”, kritisierte Erdogan. Er hoffe, dass der Nato-Gipfel an diesem Freitag zu einer entschlosseneren Vorgehensweise der Allianz führen werde.

Das Nato-Mitglied Türkei hat zuvor ein Gesuch der Ukraine zurückgewiesen, russische Kriegsschiffe daran zu hindern, über türkische Gewässer in das Schwarze Meer zu gelangen. Dies sei nicht möglich aufgrund eines internationalen Paktes, der Schiffen Durchfahrtsrechte zusichere, um in ihre Heimathäfen zurückzukehren, teilte das Außenministerium mit. Kiew hatte an die Türkei appelliert, den Bosporus und die Dardanellen für russische Kriegsschiffe zu sperren. Die Türkei lehnt Sanktionen gegen Russland bislang ab, Moskaus Angriff wurde als “inakzeptabel” bezeichnet. Die Türkei ist insbesondere bei Energielieferungen und im Tourismus stark auf Russland angewiesen.

Großbritannien lehnt einen aktiven Eingriff der Nato-Truppen im Ukraine-Konflikt ab. “Uns allen in diesem Haus muss klar sein, dass britische und Nato-Truppen keine aktive Rolle in der Ukraine spielen sollen und dürfen”, sagte Streitkräfte-Minister James Heappey im Parlament. Das könne das Geschehen eskalieren lassen.

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