Frankfurt (Reuters) – Die europäischen Finanzsanktionen in der Ukraine-Krise bringen EU-Ableger der russischen Großbank Sberbank ins taumeln.
Wie die EZB-Bankenaufsicht in der Nacht zu Montag mitteilte, sind die in Wien ansässige Sberbank Europe AG und ihre beiden Tochtergesellschaften Sberbank d.d. in Kroatien und Sberbank banka d.d. in Slowenien wahrscheinlich nicht mehr überlebensfähig. Die Bank werde voraussichtlich bald nicht mehr in der Lage sein, ihre Schulden zu bedienen. Die Einlagen der Sparer seien aber bis zu einer Summe von 100.000 Euro geschützt. Dafür stehe das Einlagensicherungssystem in Österreich bereit – auch für die Filiale in Deutschland – sowie die Sicherungssysteme in Kroatien und in Slowenien.
“Bei der Sberbank Europe AG und ihren Tochtergesellschaften kam es zu erheblichen Abflüssen von Einlagen infolge der Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihre Reputation”, erklärten die Bankenwächter der Europäischen Zentralbank (EZB). Dadurch habe sich ihre Liquiditätslage verschlechtert. Es gebe keine realistischen Aussichten mehr, dass sich dies beheben lasse. Die EU-Behörde zur Abwicklung maroder Banken in der EU, das in Brüssel ansässige Single Resolution Board (SRB), bestätigte die Einstufung der Bankenaufsicht. Das SRB entscheidet nun über die nächsten Schritte.
Die österreichische Einlagensicherung (ESA) teilte am Montag auf Anfrage mit, die von ihr gedeckten Einlagen bei der Sberbank Europe AG lagen per 26. Februar bei rund 1,1 Milliarden Euro. Rund 35.000 deutsche Kunden bei der Sberbank Europe AG hätten gedeckte Einlagen – der Anteil der österreichischen Einleger sei hingegen unbedeutend. Die Ukrainekrise und die angekündigten Finanzsanktionen brachten auch die tschechische Tochter Sberbank CZ ins Wanken. Die tschechische Zentralbank leitete inzwischen den Lizenzentzug für das Institut ein. Sberbank CZ hatte bereits am Freitag ihre Filialen geschlossen.
Die Sberbank Europe AG ist eine Tochter des größten russischen Finanzinstituts Sberbank, das sich mehrheitlich im Staatsbesitz befindet. Sie ist eine von sieben Banken in Österreich, die unter der direkten Aufsicht der EZB stehen. Das Institut wird von ihr bereits seit Beginn der EZB-Bankenaufsicht im Jahr 2014 überwacht. Der Grund: Wegen ihrer umfangreichen grenzüberschreitenden Geschäfte wurde das Geldhaus als bedeutend eingestuft. Ende 2021 hatte die Bank eine Bilanzsumme von 13,6 Milliarden Euro.