Bahn-Vorstand Pofalla tritt zurück – Stuttgart21 im Hintergrund

– von Markus Wacket

Berlin (Reuters) – Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla verlässt die Deutsche Bahn.

Pofalla werde zum 30. April aus dem Staatskonzern ausscheiden, bestätigte das Unternehmen am Dienstag eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. “Nach mehr als sieben Jahren im Unternehmen ist es an der Zeit, zu meinem nächsten Lebensabschnitt aufzubrechen”, erklärte der frühere Kanzleramtschef unter Angela Merkel und führte persönliche Gründe für seinen Abschied bei der Bahn an. Er erhalte keine Abfindung oder Auszahlung für die verbliebene Amtszeit, da er auf eigenen Wunsch ausscheide, sagte ein Konzernvertreter. Sein Vertrag wäre eigentlich noch bis Juli 2025 gelaufen. Pofalla war auch für das umstrittene Milliarden-Projekt Stuttgart21 zuständig.

Der 62-jährige Jurist und langjährige CDU-Politiker war von Anfang an umstritten, da er vom Kanzleramt in den Konzern wechselte und dies als politisch gewollt galt. Pofalla übernahm kurze Zeit später einen Vorstandsposten und war ab 2017 für die gesamte Infrastruktur aus Netz, Bahnhöfen und Energieversorgung zuständig. Dies ist das Schlüsselressort im Bahn-Konzern. Jedes Jahr kann es über ein Investitionsbudget im zweistelligen Milliarden-Bereich verfügen. Eine zeitlang galt er auch als Kandidat für den Posten des Vorstandschef.

In seiner Funktion verantwortete Pofalla auch das Projekt Stuttgart21, das immer wieder durch Kostensteigerungen von sich Reden macht. Noch im vergangenen Jahr hielt er an der Kostenschätzung von 8,2 Milliarden Euro fest. Ende Januar berichtete Reuters zuerst, dass sich das Vorhaben um über eine Milliarde Euro verteuern wird. Inzwischen hat der Aufsichtsrat Konzernkreisen zufolge eine Sondersitzung des Aufsichtsrat deswegen für den 18. März angesetzt. Pofalla kommt dem mit seiner Abschiedserklärung zuvor.

Mit der Regierungsübernahme durch die Ampel-Koalition war auch sein Rückhalt in der Politik geschwunden, obwohl Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) zunächst am Führungspersonal des Staatskonzerns festhalten will.

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