– von Oleksandr Kozhukhar und Pavel Polityuk
Lwiw (Reuters) – Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte ist nach einer Explosion schwer beschädigt.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte, ein Feuer auf dem Raketenkreuzer “Moskwa” habe die Explosion von Munition an Bord verursacht, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax. Maxym Martschenko, der Gouverneur der ukrainischen Region um den Schwarzmeerhafen Odessa, teilte dagegen mit, das Schiff sei von zwei ukrainischen Neptun-Marschflugkörpern getroffen worden. Die Besatzung wurde nach russischen Angaben in Sicherheit gebracht.
Die Kämpfe zwischen den am 24. Februar in die Ukraine einmarschierten russischen Truppen und der ukrainischen Armee konzentrieren sich immer mehr auf den Osten des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, dass sich immer mehr russische Militär-Konvois auf den Weg in den Südosten der Ukraine machten. Raketen-, Bomben- und Artillerieangriffe würden von den Angreifern weiter fortgesetzt, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Ukrainische Streitkräfte wehrten eigenen Angaben zufolge acht russische Angriffe in den östlichen Regionen Donezk und Luhansk ab. “Insbesondere haben die ukrainischen Verteidiger einen feindlichen Panzer, vier gepanzerte Fahrzeuge und sechs weitere Fahrzeuge zerstört.” Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwoch erklärt, dass sich in der belagerten Stadt Mariupol 1026 ukrainische Soldaten ergeben hätten.
In europäischen Sicherheitskreisen hieß es nach Reuters-Informationen, es sei schwer zu beurteilen, wie lange die ukrainischen Kräfte in der Stadt noch Widerstand leisten könnten. Der russische Abzug aus dem Nordwesten der Ukraine sei mittlerweile vollständig abgeschlossen. Die Ukraine kontrolliere dort wieder die Grenze zum Nachbarn Belarus. Die in Belarus stationierten russischen Verbände seien zum größten Teil nach Osten verlagert worden, um die ukrainische Donbass-Region anzugreifen. Dort kontrollieren prorussische Separatisten bereits seit 2014 die Gebiete um die Städte Luhansk und Donezk. Die russische Regierung hatte es als Ziel der Angriffe genannt, die gesamte rohstoffreiche Donbass-Region zu erobern.
USA LIEFERN MEHR WAFFEN
Unterdessen kündigten westliche Länder weitere Waffenlieferungen an die Ukraine an. Die USA wollen als Teil ihrer neuen Militärhilfe im Umfang von 800 Millionen Dollar erstmals auch Haubitzen an die Ukraine liefern. Damit beläuft sich die bisherige Militärhilfe der USA auf mehr als 2,4 Milliarden Dollar. Die US-Regierung listete die geplanten Lieferungen an Militärmaterial detailliert auf. Die Bundesregierung will dagegen weiter keine Angaben über die Lieferungen an die Ukraine machen und verweist auf Sicherheitsbedenken. Kanzler Olaf Scholz hatte am Mittwoch aber bekräftigt, dass auch Deutschland weitere Waffen liefere. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hatte gegenüber Reuters betont, dass die deutschen Lieferungen erheblich seien, aber die Kommunikation der Regierung kritisiert. Mehrere Politiker der Ampel-Koalition haben gefordert, dass Deutschland schwere Waffen liefern solle, damit sich die Ukraine gegen die russischen Angreifer verteidigen kann. Australien kündigte die Entsendung gepanzerter Transportfahrzeuge an.
Auf den Fidschi-Inseln beschlagnahmte die Polizei die Jacht “Amadea” des russischen Oligarchen Suleiman Kerimow und nahm die Besatzung fest. Wie ein Beamter des nationalen Polizeikommando- und Kontrollzentrums gegenüber Reuters bestätigte, wird der Kapitän des Schiffes dazu befragt, wie die Luxusjacht ohne Zollabfertigung nach Fidschi in die Werft von Lautoka gekommen ist. Unter anderem die USA und die EU haben auch Sanktionen gegen russische Oligarchen verhängt, denen Nähe zur russischen Regierung vorgeworfen wird.
Russland war am 24. Februar in das Nachbarland einmarschiert. Westliche Staaten und die Ukraine bezeichnen die russische Invasion als nicht provozierten Angriffskrieg. Russland spricht dagegen von einer Spezialoperation. Mehr als vier Millionen Menschen sind inzwischen ins Ausland geflohen. Zehntausende Menschen wurden getötet oder verletzt. Ein Viertel der ukrainischen Bevölkerung wurde durch massiven russischen Beschuss von Städten obdachlos. Seither hat allein die EU bereits fünf Sanktionspakete gegen Russland beschlossen. Ein sechstes, das auch ein Ölembargo beinhalten könnte, ist in der Diskussion. Deutschland und einige andere EU-Staaten lehnen den Stopp russischer Öllieferungen derzeit noch ab.