Frankfurt (Reuters) – Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt bei einer Infektion mit Affenpocken eine Isolation von mindestens 21 Tagen.
Dies gelte bis zur Symptomfreiheit. Darüber hinaus gebe es auch eine dringende Empfehlung für Kontaktpersonen, sich für mindestens 21 Tage in Isolation zu begeben, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Präsident Lothar Wieler. “In den frühen Phasen einer Epidemie muss hart und früh reagiert werden.” Mit dieser Maßnahme wolle man das Ausbruchsgeschehen in Deutschland in den Griff bekommen. “Wir haben gute Chancen diesen Erreger zu stoppen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.”
Für den Fall, dass sich das Infektionsgeschehen weiter ausbreite, wolle man sich auf mögliche Impfungen der Kontakte von Infizierten vorbereiten. Dafür habe man bis zu 40.000 Dosen des Pocken-Impfstoffs Imvanex der Herstellers Bavarian Nordic bestellt. Zudem solle in Kürze auch eine Reserve geliefert werden. Lauterbach betonte, dass es sich nicht um den Beginn einer neuen Pandemie handele. Das Virus könne durch Kontaktnachverfolgung und Vorsicht gut in Schach gehalten werden. Man müsse die Affenpocken aber ernst nehmen, da man noch nicht wisse, warum die gegenwärtigen Ausbrüche anders verliefen als in der Vergangenheit.
Die Viruserkrankung tritt hauptsächlich in West- und Zentralafrika auf und nur sehr selten andernorts, was die gegenwärtigen Ausbrüche ungewöhnlich macht. Es sei möglich, dass sich der Erreger verändert habe oder auch die Menschen dafür inzwischen anfälliger seien, sagte Lauterbach. Es müsse verhindert werden, dass sich das Virus beim Menschen einnistet und “ein nennenswertes endemisches Geschehen aufbaut”.
Dem Robert-Koch-Institut sind nach Angaben von Wieler bis Dienstagvormittag Fälle von fünf Männern gemeldet worden. Die Gefährdung für die allgemeine Gesundheit in Deutschland werde als gering eingeschätzt, es seien aber weitere Fälle zu erwarten. Der erste war am Freitag in München publik geworden. Bislang sind dem RKI 177 Fälle in 16 Ländern bekannt. Lauterbach zufolge sind die Hauptrisikogruppe zum gegenwärtigen Zeitpunkt Männer, die Sex mit anderen Männern gehabt haben. “Und das muss man ansprechen können, um diese Gruppe zu schützen. Das ist keine Stigmatisierung.” Der Erreger könne aber auch alle Geschlechter, Jugendliche und Kinder betreffen. “Man muss das Ganze schon ernst nehmen und wir müssen reagieren zu einem Zeitpunkt, wo die Fallzahl noch niedrig ist.”
In Frankreich empfahl die Gesundheitsbehörde eine gezielte Impfkampagne zur Bekämpfung der Affenpocken. Geimpft werden sollten gefährdete Kontakte von Infizierten. In Europa breitet sich das Virus derweil weiter aus. Tschechien meldete einen ersten Fall, ebenso wie Slowenien bei einem Mann, der von der Kanarischen Inseln zurückkam.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht keine Notwendigkeit für Massenimpfungen und betrachtet eine Eindämmung weiterhin als möglich – auch wenn sie den jüngsten Ausbruch außerhalb Afrikas als außergewöhnlich einstuft.