Ukraine – Infrastruktur-Schäden schon bei 100 Milliarden Euro

Lugano/Kiew (Reuters) – Die Ukraine benötigt für ihren Wiederaufbau nach Ende des Krieges laut Ministerpräsident Denys Schmyhal Mittel im Volumen von rund 720 Milliarden Euro. In dem seit 24. Februar tobenden russischen Angriffskrieg seien allein in der Infrastruktur der Ukraine direkte Schäden von bislang knapp 100 Milliarden Euro entstanden, sagte Schmyhal am Montag in Lugano auf Konferenz zur Wiederherstellung der Ukraine. Die Europäische Union hat seit Kriegsbeginn nach Angaben von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bislang 6,2 Milliarden Euro zur Unterstützung der Ukraine mobilisiert.

Deutschland sagte dem Land zusätzliche 426 Millionen Euro zu, wie das Entwicklungshilfeministerium mitteilte. Zusätzlich leiste die Bundesregierung humanitäre Hilfe und stabilisiere den Haushalt der Ukraine mit über einer Milliarde Euro Budgethilfe. “Es ist wichtig, dass wir in Lugano schon jetzt international koordiniert die Weichen für einen nachhaltigen, reformorientierten Wiederaufbau der Ukraine stellen”, erklärte Ministerin Svenja Schulze in Lugano. “Die Menschen in der Ukraine brauchen ein Dach über dem Kopf, eine Schule zum Lernen, intakte Stromnetze, eine sichere Wasserversorgung und vieles mehr.”

Die EU-Kommission will eine Plattform zum Wiederaufbau des Ukraine einrichten, in der Staaten, Institutionen, die Privatwirtschaft und die Zivilgesellschaft vertreten sein sollen. Darin sollten die Bedürfnisse des Landes und erforderliche Investitionen gebündelt sowie das Vorgehen koordiniert und Ressourcen kanalisiert werden, sagte von der Leyen. Mit Blick auf weitere Finanzhilfe der EU sagte sie: “Es wird mehr kommen.” Die EU werde sich langfristig engagieren. Die Europäische Investitionsbank EIB hat vorgeschlagen, ähnlich wie im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie einen Fonds mit bis zu 100 Milliarden Euro für die Ukraine einzurichten.

(Bericht von John Revill, Max Hunder und Alexander Ratz, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an berlin.newsroom@tr.com)

tagreuters.com2022binary_LYNXMPEI630GK-VIEWIMAGE