Bundesbank – Gaspreis-Turbulenzen belasten Konjunktur

Frankfurt (Reuters) – Deutlich geringere Gaslieferungen aus Russland und steigende Preise für den Energieträger trüben laut Bundesbank den Konjunkturausblick.

Das Wachstum werde daher im laufenden dritten Quartal wahrscheinlich etwas schwächer ausfallen als im Basis-Szenario vom Juni erwartet worden sei, teilte die deutsche Notenbank am Freitag in ihrem jüngsten Monatsbericht mit. Vom Negativ-Szenario sei man aber immer noch entfernt. “Eine wesentliche Belastung für Unternehmen und private Haushalte stellen die seit Mitte Juni erheblich gekürzten russischen Gaslieferungen dar”, heißt es in dem Bericht. Die Gaspreise stiegen dadurch drastisch: “Dies belastet auch die Aussichten.”

Im zweiten Quartal bis Ende Juni ist die Konjunktur nach Einschätzung der Bundesbank angesichts des Inflationsschubs und der Unsicherheit über die künftige Energieversorgung kaum von der Stelle gekommen. “Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im Frühjahr 2022 in etwa stagniert haben”, so die Bundesbank. Zwar habe sich die Geschäftslage bei den Dienstleistern deutlich verbessert. Die starke Teuerung belaste aber die Kaufkraft der Haushalte, dazu kämen fehlende Materialien und ein Mangel an Arbeitskräften im Bausektor. Zudem beeinträchtigten anhaltende Lieferengpässe die Industrie. Für die am kommenden Freitag erwarten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal erwarten Volkswirte derzeit ein mageres Wachstum von 0,1 Prozent.

Bei den Lebenshaltungskosten rechnet die Bundesbank kurzfristig mit keiner Erleichterung. In den nächsten Monaten werde die Inflationsrate weiter hoch bleiben: “Im September könnte sie sogar wieder ansteigen, weil dann die temporären Entlastungsmaßnahmen entfallen.” Die Risiken für den Preisausblick seien deutlich aufwärts gerichtet. Im Juni hatte die Inflation nach europäischer Messung (HVPI) in Deutschland bei 8,2 Prozent gelegen nach 8,6 Prozent im Mai. Vor allem die Einführung des Neun-Euro-Tickets im öffentlichen Nahverkehr sei für den Rückgang verantwortlich gewesen.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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