Lebenslange Haftstrafen nach Abschuss von Passagiermaschine MH17

Amsterdam (Reuters) – Ein niederländisches Gericht hat drei Männer wegen des Abschusses von Malaysia-Airlines-Flug MH17 im Jahr 2014 über der Ukraine des Mordes schuldig gesprochen.

Dabei handelte sich um zwei ehemalige russische Geheimdienstagenten und einen ukrainischen Separatistenführer. Sie alle erhielten am Donnerstag lebenslange Haftstrafen und sollen mindestens 16 Millionen Euro an die Verwandten der Opfer zahlen. Ein vierter Mann wurde freigesprochen. “Nur die härteste Strafe ist angemessen als Vergeltung für die Taten der Verdächtigen, die so viel Leid über so viele Opfer und Hinterbliebene gebracht haben”, erklärte der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis. Die drei Täter sind untergetaucht und werden in Russland vermutet. Eine Auslieferung galt als ausgeschlossen.

Das Passagierflugzeug wurde am 17. Juli 2014 über der Ukraine auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord – die meisten von ihnen Niederländer – starben. Zu diesem Zeitpunkt fanden in der Ostukraine Kämpfe zwischen pro-russischen Separatisten und ukrainischen Soldaten statt, der Vorläufer des ausgewachsenen Ukraine–Kriegs in diesem Jahr. Nach den Erkenntnissen des Gerichtes wurde das Flugzeug von einer in Russland hergestellten Rakete abgeschossen. Abgefangene Funksprüche lassen daraus schließen, dass die Männer der Meinung waren, sie hätten einen ukrainischen Kampfjet im Visier.

Russland hat wiederholt jede Verantwortung für den Abschluss zurückgewiesen. Vor der Verkündung des Urteils sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau, man werde es genau prüfen. “Jede Kleinigkeit ist wichtig. Nachdem wir das juristische Dokument geprüft haben, werden wir wahrscheinlich bereit sein, eine Stellungnahme abzugeben.” Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte auf Twitter das Urteil. Nun müssten jedoch auch diejenigen vor Gericht, die den Angriff befohlen hätten. “Eine Bestrafung aller russischen Gräueltaten – gegenwärtige wie auch vergangene – wird unausweichlich sein.”

(Bericht von Bart Meijer, Stephanie van den Berg, Toby Sterling und weitere Reuters-Reporter; Geschrieben von Scot W. Stevenson; redigiert von Hans Seidenstücker; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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