Peking (Reuters) – Ein neuer Rekord bei den Corona-Neuinfektionen verdüstert in China die Aussichten für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft.
Die Nationale Gesundheitskommission meldete für Mittwoch 31.444 neue lokale Fälle und damit die höchste Zahl an Neuinfektionen binnen Tagesfrist seit dem Ausbruch der Pandemie. Der bisherige Rekord wurde Mitte April mit 29.317 lokalen Fällen verzeichnet. Die Volksrepublik meldete einen weiteren Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus, wodurch sich die Zahl der Corona-Toten in China auf 5232 erhöht. “Wir glauben, dass eine Wiedereröffnung wahrscheinlich ein langwieriger Prozess mit hohen Kosten sein wird”, erklärten die Analysten des japanischen Finanzinstituts Nomura.
Der Anstieg der Infektionszahlen trübt seit Tagen Hoffnungen, dass China seine strikte Null-Covid-Politik, die zusammen mit einem Abschwung auf dem Immobilienmarkt die Wirtschaft belastet, bald lockern wird. Nomura senkte seine Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal auf 2,4 von 2,8 Prozent im Jahresvergleich und senkte sowohl die Prognose für das Gesamtjahr auf 2,8 von 2,9 Prozent als auch die für das kommende Jahr. Obwohl die offiziellen Infektionszahlen im weltweiten Vergleich niedrig sind, hält China unbeirrt an seinem Kurs fest, mit dem größere Ausbrüche um jeden Preis vermieden werden sollen.
Das Land hatte zwar vor kurzem mit geringfügigen Lockerungen wie einer Verkürzung der Quarantänezeiten und weniger Massentests begonnen. Lockdowns wurden zuletzt eher lokal begrenzt und oft unangekündigt verhängt. Nach Einschätzung von Nomura ist aber mehr als ein Fünftel des gesamten chinesischen Bruttoinlandsprodukts von Abriegelungen betroffen und damit eine Zahl, die die Größe der britischen Wirtschaft übersteigt. Am chinesischen Aktienmarkt gingen die Kurse am Donnerstag auf Talfahrt, obwohl China laut staatlichen Medienberichten plant, rechtzeitig die Bargeldreserven der Banken zu senken und andere geldpolitische Instrumente einzusetzen, um sicherzustellen, dass genügend Liquidität vorhanden ist.
(Bericht von Reuters-Reportern in Shanghai und Bernard Orr, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)