(Weitgehend neu)
Uman/Kiev (Reuters) – Die Vorbereitungen der ukrainischen Streitkräfte für eine Frühjahrsoffensive gegen die russischen Angreifer stehen nach den Worten von Verteidigungsminister Oleksij Resnikow vor dem Abschluss.
“Sobald Gottes Wille da ist, das Wetter und die Entscheidung der Kommandeure, werden wir es tun”, sagte Resnikow am Freitag in einer Online-Pressekonferenz, ohne weitere Details zu nennen. Die ukrainischen Streitkräfte seien “zu einem hohen Prozentsatz bereit”. Die neu gelieferten Waffen aus dem Westen würden bei der Offensive als “eiserne Faust” eingesetzt.
Der Krieg gerät an eine wichtige Wegmarke, nach einer monatelangen russischen Winteroffensive, die für die Regierung in Moskau aber nicht die erhofften Geländegewinne gebracht hat. Stattdessen liefern sich beide Seiten seit Wochen einen blutigen Stellungskrieg – vor allem um die Stadt Bachmut im Osten der Ukraine. Währenddessen bereiten die ukrainischen Streitkräfte ihre angekündigte Gegenoffensive vor, bei der Hunderte vom Westen gelieferte Kampf- und Schützenpanzer zum Einsatz kommen sollen. Ziel der Ukraine ist es, möglichst viel Gelände des von Russland besetzten Staatsgebiets im Volumen von etwa 20 Prozent zurückzuerobern.
Russland feuerte – möglicherweise in Erwartung der Offensive – am frühen Freitagmorgen erstmals seit fast zwei Monaten wieder in größerem Ausmaß zahlreiche Raketen auf ukrainische Städte ab. Dabei wurden nach Behördenangaben mindestens 17 Menschen getötet. In der zentralukrainischen Stadt Uman kamen beim Beschuss eines mehrstöckigen Wohnhauses mindestens 15 Menschen ums Leben, darunter mindestens zwei Kinder. In Dnipro im Südosten des Landes wurden beim Einschlag einer Rakete ein zweijähriges Kind und eine 31 Jahre alte Frau getötet.
“DANN KAM DIE EXPLOSION”
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in einem Beitrag auf Telegram von “russischem Terror”, auf den sein Land und die Welt reagieren müssten. Rettungskräfte in Uman waren bemüht, Überlebende aus den Trümmern des Appartment-Gebäudes zu retten. Der Raketeneinschlag ereignete sich, als viele Menschen in ihren Wohnungen noch schliefen. “Zuerst zerbarsten die Fenster, dann kam die Explosion”, sagte eine Anwohnerin, die ihren Namen mit Olga angab.
Das ukrainische Militär teilte mit, 21 von 23 russischen Marschflugkörpern hätten abgeschossen werden können. Das Ziel des russischen Vorgehens war unmittelbar nicht klar, wobei die Streitkräfte seit Beginn des Angriffskriegs am 24. Februar 2022 wiederholt offenbar bewusst zivile Ziele einschließlich der Infrastruktur wie etwa die Energie-Versorgung angegriffen haben. Die Regierung in Moskau wiederum bestreitet, gezielt Zivilisten ins Visier zu nehmen. Dem entgegen steht, dass seit Beginn der Invasion Zehntausende Zivilisten getötet und zahlreiche ukrainische Städte mitunter in Schutt und Asche gelegt wurden.
Auch die Hauptstadt Kiew war in der Nacht zum Freitag wieder unter Raketenbeschuss geraten. Nach Angaben der Behörden konnten elf russische Raketen und zwei Drohnen abgeschossen werden. In der Ortschaft Ukrajinka südlich von Kiew wurden den Angaben zufolge zwei Menschen verletzt. Explosionen gab es auch in Krementschuk and Poltawa in der Zentralukraine und Mykolajiw im Süden des Landes, wie die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax berichtete.
(Bericht von Sergiy Karazy, Gleb Garanich, Ron Popeski und Dan Peleschuk; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)