Unklarheit über Ausmaß von Katastrophe bei Untergang von Migranten-Schiff

Athen (Reuters) – Über das Ausmaß der Katastrophe nach dem Untergang eines Fischkutters mit Migranten an Bord vor Griechenland herrscht Unklarheit.

Er könne Berichte nicht bestätigen, dass sich zwischen 700 und 750 Menschen an Bord des havarierten Schiffes befunden hätten, sagte ein griechischer Regierungssprecher am Mittwochabend dem Sender ERT. Beim Kentern des Kutters sind nach griechischen Angaben mindestens 59 Menschen ertrunken. 104 Migranten hätten gerettet werden können, nachdem das Boot am frühen Mittwochmorgen gesunken sei, teilte die Küstenwache mit. Es handele sich um das bislang schwerste Unglück dieser Art vor Griechenland in diesem Jahr.

Das Schiff sei auf dem Weg nach Italien gewesen, teilten die Behörden weiter mit. Es sei am späten Dienstagabend in internationalen Gewässern von einem Flugzeug der EU-Grenzschutzagentur Frontex und zwei nahe gelegenen Schiffen etwa 80 Kilometer südwestlich der südgriechischen Stadt Pylos gesichtet worden. Die Menschen an Bord hätten aber Hilfe abgelehnt, die griechische Behörden ihnen angeboten hätten. Einige Stunden später sei das Boot gekentert und gesunken. Die Überlebenden seien in die Stadt Kalamata gebracht worden.

Der staatliche Rundfunksender ERT berichtete, das Boot sei aus der libyschen Stadt Tobruk gekommen. Bei den meisten Menschen an Bord habe es sich um Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren gehandelt. Zu ihren Nationalitäten wurde zunächst nichts bekannt.

Griechenland ist eine der Hauptrouten für Flüchtlinge und Migranten aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika in die EU. Die meisten setzen von der Türkei aus auf die griechischen Inseln über. Immer mehr Menschen nehmen aber auch die längere und gefährlichere Überfahrt von der Türkei über Griechenland nach Italien auf sich. Zumeist werden die Überfahrten von Schleppern organisiert, die sich dafür bezahlen lassen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind in diesem Jahr bereits rund 72.000 Flüchtlinge und Migranten in Italien, Spanien, Griechenland, Malta und Zypern angekommen. Mehr als 20.000 Menschen sind der Internationalen Organisation für Migration zufolge seit 2014 im zentralen Mittelmeer bei dem Versuch gestorben, in die EU zu gelangen und sich dort ein besseres Leben aufzubauen.

(Bericht von Karolina Tagaris, geschrieben von Ralf Bode und Hans Busemann, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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