Frankfurt (Reuters) – Europas Aktienanleger bleiben in Rekordlaune.
Der Dax markierte am Freitag erneut eine Bestmarke und nimmt Strategen zufolge schneller als gedacht die Marke von 18.000 Punkten ins Visier.
“Die Rally scheint im Moment Flügel zu haben”, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Der deutsche Leitindex ging 0,3 Prozent fester bei 17.419 Punkten aus dem Handel, nachdem er in der Spitze bis auf 17.443,74 Zähler gestiegen war. In der vergangenen Woche hat der Dax 1,8 Prozent gewonnen. Auch an den übrigen Börsen Europas ging es am Freitag weiter aufwärts: der EuroStoxx50 gewann 0,4 Prozent. Der Börsenhype um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) nach starken Zahlen des US-Chip-Konzerns Nvidia treibt die Börsen weltweit an. Am Freitag knackte die Nvidia-Aktie erstmals den Börsenwert von zwei Billionen Dollar. An den US-Börsen ging es erneut aufwärts, wenn auch mit gedrosseltem Tempo.
BANKENWERTE IM VORTEIL – ANLEGER MACHEN BEI ALLIANZ KASSE
Zu den größten Gewinnern am europäischen Aktienmarkt gehörten Bankenwerte. Der Sektorindex stieg um 0,8 Prozent. Die Stimmung hellte ein Kurssprung bei Standard Chartered in Höhe von 4,8 Prozent auf. Nach einem Gewinnwachstum von 18 Prozent dürfen sich die Anleger über Aktienrückkäufe und einen Dividendenanstieg freuen.
Die Bilanzsaison sorgte jedoch auch für lange Gesichter. Aktien der Allianz bildeten mit einem Abschlag von 3,4 Prozent das Dax-Schlusslicht. Einem Händler zufolge sorgte der Ausblick für 2024 für etwas Enttäuschung und ließ die Anleger angesichts der jüngsten Kursgewinne Kasse machen. Seit Jahresbeginn kommen Aktien des Versicherungskonzerns auf ein Plus von mehr als fünf Prozent. Bei den Titeln der Deutschen Telekom, deren Geschäftszahlen für 2023 im Rahmen der eigenen Ziele und der Markterwartungen lagen, ging es ebenfalls bergab.
Hensoldt machte eine Umsatzprognose unter den Markterwartungen zu schaffen. Die Papiere des Rüstungselektronik-Konzerns verloren im MDax 7,1 Prozent. Die Aktien des Konkurrenten Rheinmetall legten im Dax dagegen um 2,1 Prozent zu.
DEUTSCHE WIRTSCHAFT AM RANDE EINER REZESSION
Für Ernüchterung sorgte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP), das von Oktober bis Dezember um 0,3 Prozent zum Vorquartal schrumpfte. Damit bewegt sich die deutsche Wirtschaft wegen sinkender Investitionen am Rande einer Rezession. “Das Jahr 2023 ist aus wirtschaftlicher Sicht zum Vergessen”, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Der Blick richte sich nun nach vorne. “Die gute Nachricht ist, dass wichtige Konjunkturfrühindikatoren zuletzt ein zartes Erwachen zeigten.”
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hellte sich zumindest etwas auf. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Februar auf 85,5 Punkte von 85,2 Zählern im Vormonat. Eine nachhaltige Trendwende bedeute dies aber wohl noch nicht, sagte Ralf Umlauf von der Helaba. “Die konjunkturelle Dynamik dürfte zunächst noch gedämpft bleiben, denn noch liegt der Index auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.”
Am Devisenmarkt steuerte der US-Dollar auf seinen ersten Wochenverlust in diesem Jahr zu. Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, lag am Freitag 0,1 Prozent niedriger bei 103,84 Punkten. Aus Sicht von US-Währungshüter Patrick Harker könnte die Zinswende der Fed bereits im Mai eingeleitet werden. Es müssten aber noch einige Monate Daten gesichtet werden, um Vertrauen zu schöpfen, dass die Inflation tatsächlich wieder auf das Ziel der Notenbank von zwei Prozent zusteuere, erklärte der Chef des Notenbankbezirks Philadelphia.
(Bericht von: Anika Ross, Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)