DIW sieht 2024 nur Stagnation – Auch Fußball-EM konnte Konsum nicht anschieben

Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft schafft dem DIW-Institut zufolge in diesem Jahr kein Wachstum mehr.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde nur auf dem Niveau von 2023 verharren, teilte das Berliner DIW am Freitag zu seiner neuen Konjunkturprognose mit. Im nächsten Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,9 Prozent zulegen. Bisher hatten die Ökonomen für 2024 rund 0,3 Prozent Wachstum erwartet und plus 1,3 Prozent für das kommende Jahr. Erst 2026 dürfte es mit einem BIP-Anstieg von 1,4 Prozent wieder spürbar bergauf gehen. “Auch die Fußball-Europameisterschaft konnte den privaten Verbrauch nicht anschieben”, sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. Statt es auszugeben, legen die Konsumentinnen und Konsumenten mehr vom Einkommen auf die hohe Kante. “Die Sparquote liegt aktuell bei 10,8 Prozent.”

Die Stimmung sei schlechter als die wirtschaftliche Realität, betonte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. “Die deutsche Wirtschaft hat ein erhebliches Aufholpotenzial”, sagte der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). “Auch wenn Rückschläge nicht auszuschließen sind, bleiben wir bei unserem vorsichtigen Optimismus.” Einer der Lichtblicke sei der immer noch vergleichsweise robuste Arbeitsmarkt. Zudem dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen nächste Woche weiter senken, sagte Fratzscher. Dies sorge für bessere Finanzierungsbedingungen und kurbele die Investitionen der Unternehmen an.

Die aktuelle Schwäche der Industrie sei konjunkturell, aber auch strukturell bedingt, sagte Dany-Knedlik. Denn Deutschland bekomme in wichtigen Wirtschaftsbereichen – wie der Auto- oder Chemieindustrie – große Konkurrenz vor allem aus dem asiatischen Raum. Dies gelte besonders für China.

Auch die anderen führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten jüngst ihre Konjunkturprognosen spürbar gesenkt. Das Münchner Ifo und das IWH aus Halle rechnen 2024 nur noch mit Stagnation, während das Essener RWI zumindest ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) geht sogar davon aus, dass das BIP um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Auch für 2025 sind die Institute pessimistischer als noch im Juni.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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