UN-Experten fordern Friedenstruppen für den Sudan

Genf (Reuters) – Experten der Vereinten Nationen (UN) fordern eine Entsendung von Friedenstruppen zum Schutz der Bevölkerung vor beiden Bürgerkriegsparteien.

Sowohl die Armee als auch die RSF-Miliz hätten Zivilisten angegriffen, gefoltert und grundlos verhaftet, heißt es in einer am Freitag vorgestellten Untersuchung von drei UN-Experten, die über 180 Interviews mit Überlebenden, ihren Angehörigen und Zeugen geführt haben. “Die Schwere dieser Befunde unterstreicht die Dringlichkeit (…) von Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung”, sagte der Vorsitzende der UN-Untersuchungskommission, Mohamed Chande Othman.

Weder Armee noch RSF-Miliz nahmen zunächst zu der UN-Studie Stellung. Bereits früher haben sie ähnliche Vorwürfe zurückgewiesen. Allerdings werfen sie sich gegenseitig schwere Übergriffe vor. Aus Sicht der UN-Experten besteht der Verdacht von Kriegsverbrechen beider Seiten. Bei der RSF-Miliz gebe es zudem Hinweise auf sexuelle Sklaverei und die Rekrutierung von Kindersoldaten. Ein erster Schritt muss aus Sicht der Experten eine Ausweitung des UN-Waffenembargos auf das ganze Land sein. Bislang gilt es nur für die Region Darfur.

Der Krieg, der im April 2023 durch den Machtkampf zwischen Armee und RSF-Miliz ausbrach, hat sich auf 14 der 18 Bundesstaaten im Sudan ausgeweitet. Mehrere von den USA angeführte Vermittlungsversuche, die ein Ende der Kämpfe bewirken sollten, scheiterten. Rund zehn Millionen Menschen wurden vertrieben, Tausende getötet. Fast 25 Millionen Sudanesen – die Hälfte der Bevölkerung – sind nach UN-Angaben dringend auf Hilfe angewiesen. Etwa 18 Millionen Menschen leiden an Hunger, 3,6 Millionen Kinder sind stark unterernährt.

(Berich von Emma Farge; Mitarbeit von Aidan Lewis in Kairo; Bearbeitung von Friederike Heine und Andrey Sychev, geschrieben von Hans Busemann.)

tagreuters.com2024binary_LYNXMPEK850BX-VIEWIMAGE