EZB-Ratsmitglied: Euro-Parität kann Folgen neuer Zölle abfedern

Mumbai (Reuters) – Ein schwächerer Euro wird dem EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch zufolge die negativen Auswirkungen von möglichen neuen US-Zöllen dämpfen.

“Wir haben bereits eine Abwertung des Euro um vier oder fünf Prozent gegenüber dem Dollar erlebt”, sagte der Chef der belgischen Notenbank am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters beim “Global Markets Forum” im indischen Mumbai. “Man müsste also nur den Euro auf die Parität bringen, um einen Zoll von zehn Prozent im Wesentlichen zu kompensieren.” Aktuell notiert der Eurokurs bei rund 1,05 Dollar. Bei Parität wären beide Währungen gleich viel wert.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf hohe Zölle auch auf Importe aus Europa angedroht. Dadurch würden europäische Waren in den Vereinigten Staaten teurer. Wird der Euro zugleich billiger, könnte der negative Effekt eingegrenzt werden. Auf der anderen Seite dürfte ein schwächerer Euro die Inflation in die Höhe treiben, da Importe in die Währungsunion teurer würden, warnte Wunsch zugleich.

Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) geht davon aus, dass der Leitzins im kommenden Jahr von aktuell drei auf dann zwei Prozent sinken könnte. “Ich schätze, dass wir auf der Grundlage unserer Prognosen irgendwo bei zwei Prozent landen werden”, sagte Wunsch, schränkte aber ein: “Wenn es jetzt auf die eine oder andere Weise zu großen Schocks käme, wäre das natürlich eine andere Geschichte.” Er fügte hinzu, dass er sich mit den Marktwetten auf vier weitere Zinssenkungen der EZB um jeweils 0,25 Prozentpunkte in den nächsten vier Sitzungen “relativ wohl” fühle.

Aufgrund der nachlassenden Inflation hat die EZB im zu Ende gehenden Jahr eine Zinswende eingeleitet. Sie senkte ihren Leitzins viermal um jeweils einen viertel Prozentpunkt. Damit liegt der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank ihr Geld parken können, bei drei Prozent.

(Bericht von Divya Chowdhury und Francesco Canepa, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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