Frankfurt (Reuters) – Die am Freitag entflammten neuen Zinssorgen halten die Anleger auch zum Wochenstart weiter in Atem.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils rund ein Prozent tiefer bei 20.057 Zählern beziehungsweise 4924 Punkten. Damit weiteten sie ihre Verluste von rund einem halben und einem Prozent am Freitag aus.
“Heute dürften alle großen Marktteilnehmer aus den Ferien zurück sein und die Kapitalsammelstellen wieder ihren Betrieb aufnehmen”, erläuterte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. “Mit der Verarbeitung eines überraschend starken Arbeitsmarktberichts aus den USA vom Freitag, den für diese Woche anstehenden Inflationsdaten und dem Start in die Berichtssaison in den USA geht es mit dem Börsenjahr 2025 jetzt erst richtig los.” Dabei dürfte die Volatilität an der Wall Street in der vergangenen Woche dem Experten zufolge ein Vorgeschmack darauf sein, was die Anleger in den kommenden zwölf Monaten erwartet.
CHINA-DATEN ÜBERRASCHEN – FREUDE BLEIBT AUS
Die Investoren dies- und jenseits des Atlantiks fürchten, dass weitere Zinssenkungen der US-Notenbank Fed zunächst ausbleiben. Die Währungshüter versuchen, mit erhöhten Zinsen die hohe Inflation einzudämmen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Dabei bleibt der US-Jobmarkt in unerwartet guter Form. Ob der Preisdruck in den USA nachlässt, werden die zur Wochenmitte anstehenden Inflationszahlen für Dezember zeigen. Experten erwarten allerdings keinen eindeutigen Rückgang.
Auch die jüngsten Konjunkturdaten aus China konnten die Stimmung nicht aufhellen. Die chinesischen Exporte wuchsen im Dezember zwar überraschend stark. Hintergrund war allerdings unter anderem eine höhere Nachfrage aus den USA, weil Geschäfte vor den vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Zollerhöhungen vorgezogen wurden.
Am Ölmarkt trieben die neuen US-Sanktionen gegen Russland die Preise in die Höhe. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um bis zu rund 2,5 Prozent und waren mit 81,68 und 78,58 Dollar je Fass (159 Liter) zeitweise so teuer wie seit Ende August nicht mehr. Experten schätzen, dass die Schiffe, die von den neuen Sanktionen betroffen sind, im vergangenen Jahr täglich 1,7 Millionen Tonnen Öl transportiert hätten. Dies entspreche einem Viertel der russischen Exporte.
PORSCHE TROTZ ABSATZEINBRUCH IN CHINA AN DAX-SPITZE
Bei den Einzelwerten griffen Börsianer trotz eines Absatzeinbruchs im China-Geschäft der Porsche AG bei der Aktie zu. Die Titel des Stuttgarter Sportwagenbauers stiegen nach der Zahlenvorlage um 2,3 Prozent an die Dax-Spitze. “Es könnte den Anlegern ein Gefühl der Erleichterung geben, dass die globalen Auslieferungen um ‘nur’ drei Prozent zurückgegangen sind”, kommentierte ein Händler.
Im MDax rückten Ströer um ein Prozent vor. Der Außenwerber denkt nach eigenen Angaben über einen Verkauf seines Kerngeschäfts mit Plakat- und anderen Werbeflächen nach.
Gefragt im SDax waren die Aktien des Solartechnikkonzerns SMA Solar und des Spezialanlagenbauers PVA TePla. Die Papiere legten nach positiven Analystenkommentaren um zehn und sieben Prozent zu. Um 13 Prozent nach unten ging es nach einer Herabstufung für den Biokraftstoffhersteller Verbio.
An der Börse in London drückte die zweite Gewinnwarnung innerhalb von sechs Monaten die Aktie des britischen Personalvermittlers Page. Die Titel verloren rund vier Prozent und waren mit 299 Pence so billig wie seit Mai 2020 nicht mehr. Im vergangenen Jahr waren sie um insgesamt fast 30 Prozent abgerutscht. “Wir erwarten, dass ein hohes Maß an makroökonomischer und geopolitischer Unsicherheit in den meisten unserer Märkte bestehen bleibt – vor allem in Frankreich und Deutschland”, sagt Konzernchef Nicholas Kirk.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)