Südkorea: Suspendierter Präsident Yoon verhaftet

Seoul (Reuters) – Nach mehreren vergeblichen Versuchen haben südkoreanische Ermittler am Mittwoch den suspendierten Präsidenten Yoon Suk Yeol festgenommen. Das teilte die Antikorruptionsbehörde CIO mit.

Der Staatschef erklärte sich bereit, mit den Ermittlern zu kooperieren, um “Blutvergießen” zu vermeiden und beendete damit eine wochenlange angespannte politische Pattsituation. Dem 63-Jährigen wird Aufruhr im Zusammenhang mit der umstrittenen Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember vorgeworfen. Yoons Anwälte bezeichneten die Festnahme als unrechtmäßig und als Versuch, ihn öffentlich zu demütigen. Es ist das erste Mal in der Geschichte Südkoreas, dass gegen einen amtierenden Präsidenten ein Haftbefehl erlassen wurde.

Mehr als 3000 Polizisten und Ermittler der Antikorruptionsbehörde hatten sich in den frühen Morgenstunden vor Yoons Residenz in den Bergen versammelt, wo er sich seit Wochen hinter Stacheldrahtzäunen und einer kleinen Armee von Sicherheitsleuten verschanzt hatte. Trotz Protesten von Anhängern Yoons und Mitgliedern seiner Regierungspartei gelang es den Behörden, den gestürzten Präsidenten in Gewahrsam zu nehmen. “Als ich sah, wie sie heute mit Feuerwehrausrüstung in den Sicherheitsbereich eindrangen, beschloss ich, auf die Ermittlungen der CIO zu reagieren – auch wenn es illegale Ermittlungen sind -, um unappetitliches Blutvergießen zu vermeiden”, teilte Yoon mit. Frühere Versuche, ihn zu verhaften, waren an massiven Protesten seiner Anhänger und der Sicherheitskräfte gescheitert. Yoon wurde ins Büro der Anti-Korruptionsbehörde gebracht, die die Ermittlungen leitet. Die Behörden haben nun 48 Stunden Zeit, Yoon zu verhören. Danach müssen sie einen Haftbefehl beantragen, um ihn für bis zu 20 Tage festzuhalten oder ihn freilassen.

Die überraschende Verhängung des Kriegsrechts durch Yoon hatte eine der lebendigsten Demokratien Asiens in eine politische Krise gestürzt. Das Parlament stimmte am 14. Dezember für seine Amtsenthebung. Das Verfassungsgericht berät derzeit über die endgültige Absetzung Yoons.

(Bericht von Hyunsu Yim, Joyce Lee, Ju-min Park und Cynthia Kim, geschrieben von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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