Bezos-Rakete ins All gestartet – Aufholjagd auf Musks SpaceX begonnen

Cape Canaveral (Reuters) – Eine New-Glenn-Rakete der Weltraumfirma von Amazon-Gründer Jeff Bezos ist erstmals zu einer Mission ins All gestartet.

Die Rakete von Blue Origin hob am Donnerstag um 2.00 Uhr früh (Ortszeit) bei bewölktem Himmel vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab. Das war der zweite Versuch in dieser Woche, der erste war am Montag abgebrochen worden. Mit dem erfolgreichen Erreichen der Umlaufbahn versucht Milliardär Bezos nun aufzuschließen zu einem anderen illustren US-Tech-Milliardär: Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX, das bisher die Raumfahrt dominiert.

Hunderte von Blue-Origin-Angestellten kamen am Hauptsitz der Firma in Kent im Bundesstaat Washington und in der Fabrik in Cape Canaveral zusammen. “Wir haben unser wichtigstes Nummer-Eins-Ziel erreicht: Wir haben die Umlaufbahn sicher erreicht”, sagte Managerin Ariane Cornell von Blue Origin in einem Live-Stream des Unternehmens. “Und wir haben es beim ersten Versuch geschafft.” Die erste Stufe der Rakete sollte abgekoppelt werden und dann im Atlantik auf einem Boot landen, was allerdings nicht gelang. Bezos beobachtete den Start einige Kilometer entfernt im Missionskontrollraum von Blue Origin. Er saß dort ausgestattet mit großen Kopfhörern mit anderen Mitarbeitern neben dem Blue-Origin-Chef David Limp.

WELTRAUM ALS GESCHÄFT

Die Rakete transportiert das Vehikel Blue Ring, ein manövrierbarer Flugkörper, den Blue Origin an das US-Verteidigungsministerium und Firmenkunden verkaufen will. Blue Ring kann Satelliten transportieren und versorgen. Es ist selten, dass eine Rakete bei ihrem ersten Start den Flugkörper in die dafür vorgesehene Umlaufbahn bringen kann. Bisher hatte Blue Origin nur die viel kleinere, wiederverwendbare Rakete New Shepard an den Rand der Erdatmosphäre geschossen. Allerdings hatte die Firma in den 25 Jahren seit ihrem Start bis jetzt noch nichts in eine Umlaufbahn gebracht. Auch das Amazon-Satelliten-Netzwerk Kuiper könnte mit New Glenn an Fahrt gewinnen und dem Starlink-Netz von Musks Firma SpaceX Konkurrenz machen. Mehrere Dutzend Aufträge im Wert von hunderten Millionen Dollar hat Blue Origin sich schon gesichert. Alleine 27 Starts sind für das Kuiper-Satelliten-Netz geplant.

Dominiert wird die Raumfahrt derzeit von SpaceX. Die Firma hat schon etliche Satelliten ins Weltall gebracht und hat die Rakete Falcon 9 im Programm, die weltweit aktivste Rakete. Im Vergleich dazu ist New Glenn etwa doppelt so stark und hat einen doppelt so große Nutzlastbucht, um mehr transportieren zu können. Blue Origin hat die Preise für den Start der Rakete noch nicht bekanntgegeben. Die Preise für die Falcon 9 beginnen bei etwa 62 Millionen Dollar. Noch leistungsfähiger als New Glenn ist allerdings die komplett wiederverwendbare Starship von SpaceX, die neue Generation, die sich noch in der Entwicklung befindet und die Musk als entscheidend für die Verbreitung seines Starlink-Systems im Weltraum ansieht.

Mit im Rennen sind auch noch andere: Die US-Weltraumbehörde NASA schickte 2022 erfolgreich eine Rakete des Space Launch Systems ins All. Ein Jahr später gelang das Gleiche der United Launch Alliance, ein Gemeinschaftsunternehmen von Boeing und Lockheed Martin.

(Bericht von Joey Roulette, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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