– von James Mackenzie und Nidal al-Mughrabi
Jerusalem/Kairo (Reuters) – Die Hamas wird israelischen Angaben zufolge wohl am Sonntag im Rahmen des Abkommens über eine Waffenruhe die ersten israelischen Geiseln freilassen.
Das teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Freitag mit. Zudem will Israel in Kürze die Übereinkunft mit der radikal-islamischen Hamas besiegeln. Das Kabinett werde zusammenkommen, um grünes Licht für die Vereinbarung zu geben, teilte das Büro des israelischen Regierungschefs am Freitagmorgen mit. Zunächst treffe sich am Freitag das Sicherheitskabinett, dann das gesamte Kabinett. Wann genau war allerdings unklar.
Eigentlich hatte die Regierung bereits am Donnerstag abstimmen sollen. Wegen der Differenzen zwischen verschiedenen Ministern verschob sie allerdings das Treffen. Zudem warf sie der Hamas vor, in einigen Punkten von der Vereinbarung abzurücken. Am Freitag erklärte die Gruppe, alle Hindernisse im Zusammenhang mit dem Abkommen seien beseitigt.
Am Mittwoch hatten sich Israel und die Hamas auf eine Feuerpause geeinigt, die am Sonntag in Kraft treten soll. Die Vereinbarung sieht im Grundsatz eine zunächst sechswöchige Waffenruhe und die Freilassung einiger Geiseln aus der Gewalt der Hamas vor. Im Gegenzug sollen palästinensische Gefangene aus israelischer Haft entlassen werden. Im ersten Schritt sollen 33 Geiseln der Hamas freigelassen werden: alle Frauen, Kinder und Männer über 50. Israel will dafür alle Frauen und Kinder unter 19 Jahren aus den Gefängnissen entlassen. Später soll sich das israelische Militär schrittweise aus dem Gazastreifen zurückziehen. Trotz der Einigung gingen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen auch am Freitag weiter. Nach palästinensischen Angaben starben mindestens 101 Menschen seit der Einigung.
USA RECHNEN MIT VEREINBARTEM START DER WAFFENRUHE
Die USA gehen davon aus, dass die Feuerpause wie geplant beginnt. Die Vereinbarung sei auf dem richtigen Weg und man erwarte, dass der Waffenstillstand “noch an diesem Wochenende” in Kraft treten werde, sagte Präsidialamtssprecher John Kirby. “Wir sehen nichts, was darauf hindeutet, dass das Abkommen zum jetzigen Zeitpunkt scheitert”, sagte er am Donnerstag auf CNN.
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO ist es wahrscheinlich, dass die Hilfslieferungen in den Gazastreifen mit Beginn der Feuerpause deutlich zunehmen. Rund 600 Lastwagen täglich könnten die Grenzen passieren. “Die Möglichkeit besteht, insbesondere wenn andere Grenzübergänge geöffnet werden”, sagte Rik Peeperkorn, WHO-Beauftragter für die Palästinensergebiete, bei einer Pressekonferenz in Genf. Zudem könnten mehr Patienten aus dem Gebiet evakuiert werden. Nach UN-Angaben fuhren Anfang Januar im Schnitt täglich 51 Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen.
Der Krieg wurde durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei starben 1200 Menschen, 250 weitere wurden verschleppt. Von den Entführten sollen sich noch 98 im Gazastreifen befinden. Durch die auf den Überfall folgende israelische Offensive in dem dicht besiedelten Gebiet wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 46.000 Menschen getötet.
(Bericht von Andrew Mills in Doha, Nidal al-Mughrabi in Cairo, Maayan Lubell, James Mackenzie in Jerusalem, Jana Choukeir, Clauda Tanios, Nayera Abdallah in Dubai; weitere Reporter: Emily Rose, Howard Goller, Ramadan Abed, Steve Holland, Alexander Cornwell, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)