Generali-Chef kämpft mit neuer Strategie um Wiederwahl

Venedig (Reuters) – Der italienische Versicherungsriese Generali will bis 2027 mehr als 8,5 Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an seine Aktionäre ausschütten.

Vorstandschef Philippe Donnet präsentierte am Donnerstag in Venedig seine Strategie für die nächsten drei Jahre, die kräftige Prämien- und Gewinnsteigerungen vorsieht. Er will im Amt bleiben, muss aber erneut um seine Wiederwahl kämpfen, die im Frühjahr ansteht. “Wir präsentieren heute einen sehr überzeugenden Plan für alle Aktionäre und sind sehr zuversichtlich für das, was als nächstes passiert”, sagte Donnet auf einem Kapitalmarkttag.

Der Generali-Verwaltungsrat schlug am Mittwochabend keine Kandidaten für die anstehende Wahl vor. Die drei Vertreter von Großaktionär Francesco Gaetano Caltagirone enthielten sich bei der Abstimmung, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Donnet hatte schon mehrfach die Skepsis der Milliardäre Caltagirone und Leonardo Del Vecchio zu spüren bekommen, konnte sich aber immer auf den Rückhalt des Bank-Vertriebspartners und Großaktionärs Mediobanca verlassen. Doch die Mediobanca sieht sich seit kurzem mit einem feindlichen Übernahmeangebot des Rivalen Monte dei Paschi konfrontiert, bei dem Caltagirone und die Familie des inzwischen verstorbenen Brillen-Unternehmers Del Vecchio (“Ray Ban”) eingestiegen sind.

Donnet will den Gewinn je Aktie bis 2027 jährlich im Schnitt um acht bis zehn Prozent steigern, stärker als zuletzt. Den Plan für die Jahre 2022 bis 2024 habe Generali übererfüllt, sagte er. In diesem und den nächsten beiden Jahren soll die Holding mehr als elf Milliarden Euro Mittelzuflüsse (Cash-flow) generieren, wovon sieben Milliarden Euro als Dividende und 1,5 Milliarden Euro über Rückkäufe an die Aktionäre weitergereicht werden soll. Die Genehmigung für einen Aktienrückkauf über 500 Millionen Euro in diesem Jahr liege bereits vor.

Bei Übernahmen will sich Donnet zurückhalten. 1,5 Milliarden Euro sind dafür vorgesehen – wenn sie sich lohnen. “Der Konzern wird Fusionen und Zukäufe mit strikter Disziplin prüfen und mögliche Transaktionen immer gegen Aktienrückkäufe abwägen”, betonte Generali. Vor kurzem hatte Generali angekündigt, seine Vermögensverwaltung mit der französischen Natixis zu bündeln und damit einen Asset-Management-Riesen mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen Euro zu schaffen. Doch die italienische Regierung steht dem kritisch gegenüber – die Ersparnisse der Italiener sollten ihrer Ansicht nach im Lande verwaltet werden.

Operativ folgt Generali mit seiner Strategie dem Beispiel anderer Versicherungskonzerne. In der Sachversicherung will man sich auf Familien und Mittelständler konzentrieren sowie die Reiseversicherung ausbauen. Die Prämieneinnahmen in der Sparte sollen im Jahr um mehr als sechs Prozent wachsen, bei einer Schaden-Kosten-Quote von 94,5 Prozent. In der Lebensversicherung hätten hybride und rein fondsgebundene Produkte Vorrang, weil sie weniger Kapital binden. Von 2025 bis 2027 sollen mindestens 25 Milliarden Euro frisches Geld in Lebensversicherungs-Policen fließen, bei einer Neugeschäftsmarge von rund sechs Prozent. Generali gehört auch in Deutschland zu den größten Versicherern, unter anderem dank des Vertriebs über den Vermittler DVAG.

(Bericht von Gianluca Semeraro und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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