Kairo/Jerusalem (Reuters) – Israel und die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen haben am Donnerstag erneut Geiseln und Gefangene ausgetauscht.
Das israelische Militär teilte mit, drei Israelis und fünf thailändische Staatsangehörige seien in Sicherheit. Im Gegenzug ließ Israel die ersten von geplanten 110 palästinensischen Gefangenen frei. Die israelischen Behörden hatten die Palästinenser zunächst zurückgehalten, weil die Übergabe der israelischen Geiseln inmitten einer großen Menschenmenge chaotisch verlaufen sei. Regierungschef Benjamin Netanjahu forderte, dass eine sichere Übergabe von Geiseln in den kommenden Tagen garantiert werden müsse.
In Chan Junis im Süden des Gazastreifens wurde der 80-jährige Gadi Moses freigelassen, der laut Medienberichten die deutsch-israelische Staatsangehörigkeit hat. Von dort wurde auch eine 29-Jährige, die beim Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 aus einem Kibbuz entführt worden waren, von vermummten und bewaffneten Kämpfern zum Übergabeort gebracht. Die Frau sah ängstlich aus und hatte Mühe, sich ihren Weg durch eine Menschenmenge zu bahnen. Dies war auf einem von der mit der Hamas verbündeten Gruppe Islamischer Dschihad veröffentlichten Video zu sehen. Zuvor war bereits in Dschabalia im Norden des Gazastreifens eine israelische Soldatin von Extremisten auf einem Podium präsentiert und dann dem Roten Kreuz übergeben worden.
Die fünf thailändischen Staatsbürger arbeiteten auf israelischen Farmen nahe des Gazastreifens, als sie von dort verschleppt wurden. Nach ihrer Freilassung aus der Geiselhaft sollten sie von thailändischen Regierungsvertretern an einem Stützpunkt nahe des Gazastreifens in Empfang genommen werden.
ERSTE FREIGELASSENE PALÄSTINENSER KOMMEN IN RAMALLAH AN
In Ramallah im Westjordanland trafen einige der 110 palästinensischen Gefangenen ein, die am Donnerstag freigelassen werden sollten. Unter den 110 Gefangenen sollen 30 Minderjährige und einige Mitglieder palästinensischer Gruppen sein, die wegen ihrer Beteiligung an tödlichen Angriffen verurteilt wurden. Nach Angaben palästinensischer Behörden wurden mindestens 14 Palästinenser durch israelischen Beschuss verletzt, als sie sich am Eingang von Ramallah versammelten, um die Freigelassenen zu begrüßen. Von israelischer Seite gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.
Die Geiselfreilassung basiert auf dem Abkommen für die Gaza-Waffenruhe, die am 19. Januar begann. In der ersten sechswöchigen Phase soll die Hamas insgesamt 33 Geiseln freilassen, darunter Kinder, Frauen, ältere Männer sowie Kranke und Verwundete. Im Gegenzug sollen Hunderte palästinensische Gefangene aus israelischen Haftanstalten entlassen werden. Die Hamas hatte bereits zuvor im Rahmen des Abkommens drei israelische Zivilistinnen und vier Soldatinnen freigelassen. Israel hatte im Gegenzug 290 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß gesetzt.
Bei dem Hamas-Überfall auf Israel im Oktober 2023 wurden mehr als 250 Geiseln verschleppt, rund 1200 Menschen starben. Mehr als 47.000 Palästinenser wurden bei der darauffolgenden Offensive Israels im Gazastreifen getötet. Rund die Hälfte der Geiseln wurde kurz nach dem Überfall während einer ersten Feuerpause freigelassen. Andere wurden im Rahmen des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen befreit, und auch die Leichen von Geiseln wurden nach Israel zurückgebracht. Aktuell zählt Israel noch 82 Geiseln im Gazastreifen, von denen allerdings rund 30 für tot erklärt wurden.
(Bericht von Nidal al-Mughrabi, Emily Rose und Maayan Lubell, geschrieben von Elke Ahlswede und Hans Busemann, redigiert von Jörn Poltz. Redigiert von .; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)