ABB setzt auf ungebrochenen Boom beim Bau von Rechenzentren

Zürich (Reuters) – Trotz des DeepSeek-Schocks rechnet der Elektrotechnikkonzern ABB mit einer Fortsetzung des Booms im Geschäft mit Rechenzentren.

“Ich habe keinen Zweifel, dass der Bedarf an Rechenzentren und Künstlicher Intelligenz auch in den kommenden Jahren sehr hoch sein wird”, erklärte Konzernchef Morten Wierod am Donnerstag anlässlich der Veröffentlichung des Jahresabschlusses. Die Investitionen dürften auch ABB zugutekommen. Das Schweizer Unternehmen liefert unter anderem Ausrüstung für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung von Rechenzentren.

Zu Wochenbeginn hatte die neue chinesische Künstliche Intelligenz (KI) DeepSeek weltweit für Aufregung gesorgt. Den Angaben von DeepSeek zufolge basiert der KI-Assistent “R1” auf einer kleineren Datenbasis und wurde auf weniger und schwachbrüstigeren Rechnern trainiert als ChatGPT und andere Modelle. Auch der Betrieb der Software benötige weniger Rechenleistung. Dies weckte Befürchtungen, dass die in Aussicht gestellten Investitionen im Volumen von Hunderten Milliarden Dollar der US-Technologiekonzerne in die rechnerintensive Künstliche Intelligenz zurückgefahren werden könnten. An der Börse kamen ABB und andere Ausrüster wie etwa Siemens Energy unter die Räder.

DeepSeek habe für viel Unsicherheit gesorgt, sagte Wierod. “Aber in den letzten Tagen haben wir natürlich auch mit unseren großen Partnern und Kunden gesprochen, um herauszufinden, wie sich dies auf ihre Investitionspläne auswirken würde.” Die Antwort sei gewesen, dass die bestehenden Pläne nicht wirklich beeinträchtigt würden. Von 2019 bis 2023 wuchs das Geschäft mit Rechenzentren bei ABB um durchschnittlich 24 Prozent, 2024 wurde diese Rate sogar übertroffen. “Wir rechnen auch für 2025 mit einer starken Nachfrage nach Rechenzentren”, sagte Wierod.

Konzernweit steigerte ABB den Umsatz im vergangenen Jahr um zwei Prozent auf den Rekordwert von 32,9 Milliarden Dollar. Während drei der vier Sparten gleich viel oder mehr umsetzten, schrumpfte der Bereich Robotik und Fertigungsautomation unter anderem wegen der Probleme vieler Automobilhersteller und des Gegenwinds aus China um zwölf Prozent. “ABB läuft weiterhin nur auf drei Zylindern”, erklärte ZKB-Analyst Bernd Laux. An der Börse verloren die Papiere von ABB 0,8 Prozent.

Unter dem Strich verdiente ABB 3,94 Milliarden Dollar, ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im laufenden Jahr rechnet der Siemens-Rivale mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und einer Verbesserung der operativen Marge (Ebita), die 2024 mit 18,1 Prozent bereits einen Höchststand erreicht hatte. Die Dividende für 2024 solle auf 0,90 (bisher 0,87) Franken je Aktie erhöht werden. Außerdem stellte ABB ein neues, größeres Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 1,5 Milliarden Dollar in Aussicht, das bis Ende Januar 2026 laufen soll.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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