Amsterdam (Reuters) – Eine schleppende Nachfrage hat STMicroelectronics einen erneuten Umsatz- und Gewinnrückgang eingebrockt.
Für das angelaufene erste Quartal 2025 warnte der Chip-Hersteller am Donnerstag vor einer Beschleunigung der Talfahrt und kündigte die vorübergehende Stilllegung zahlreicher Werke an. Die wirtschaftliche Erholung der Industriekunden verzögere sich, während sich die Auto-Konjunktur im vierten Quartal weiter abgeschwächt habe, sagte STMicro-Chef Jean-Marc Chery. Der Abbau der Lagerbestände bei den Kunden halte an.
Er gehe zwar davon aus, dass die Talsohle im laufenden Quartal durchschritten werde, fügte Chery hinzu. Dennoch halte er es für verfrüht, einen Gesamtjahresausblick zu liefern. Dass sich STMicro keinen Ausblick zutraue, mache Anleger nervös, warnte Analystin Sara Russo vom Vermögensverwalter Bernstein. Schließlich lägen die Umsatzziele unter den bereits gesunkenen Markterwartungen. An der Pariser Börse brachen die Aktien von STMicro zeitweise um mehr als neun Prozent ein und waren mit 21,57 Euro so billig wie zuletzt vor gut viereinhalb Jahren. In ihrem Sog gaben die Titel von Infineon etwa ein Prozent nach. Der Münchener Chip-Hersteller will seine Bücher in der kommenden Woche öffnen.
DRASTISCHE EINBUSSEN NÄHREN PESSIMISMUS
Der Konzernumsatz von STMicro schrumpfte den Angaben zufolge im vierten Quartal 2024 um mehr als 22 Prozent auf 3,32 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn brach sogar um fast zwei Drittel auf 369 Millionen Dollar ein. Analysten hatten bei Letzterem auf einen etwa doppelt so hohen Wert gehofft.
Auch der Ausblick auf das angelaufene Quartal enttäuschte. Hier stellte der Konzern, zu dessen Kunden der Autobauer Tesla und der iPhone-Anbieter Apple zählen, Erlöse von 2,51 Milliarden Dollar in Aussicht. Dies wäre ein Minus von fast 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aus diesem Grund fährt die Firma ihre Investitionen herunter. Sie sollen sich in den kommenden Monaten auf insgesamt zwei bis 2,3 Milliarden Dollar belaufen. STMicro hatte 2024 noch 2,53 und 2023 vier Milliarden Dollar ausgegeben.
Diese Prognosen seien aber voraussichtlich die letzte große Enttäuschung im aktuellen Abschwung, sagte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies. Allerdings lasse sich schwer abschätzen, wann die Erholung des Geschäfts in Gang komme. Im vergangenen Jahr hatte STMicro die Ziele für 2024 dreimal gesenkt. Daher wird der Konzern seine Umsatzmarke von 20 Milliarden Dollar wohl erst 2030 und damit drei Jahre später als ursprünglich geplant erreichen. Im vergangenen Jahr erlöste er 13,27 Milliarden Dollar, ein Minus von 23 Prozent.
(Bericht von Hakan Ersen, Nathan Vifflin und Leo Marchandon, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)