Washington (Reuters) – Nach der Kollision eines Passagierflugzeugs mit einem Militärhubschrauber beim Landeanflug über Washington gibt es kaum noch Hoffnung für die 67 Menschen an Bord.
“Zu diesem Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gab”, sagte John Donnelly, Feuerwehrchef des District of Columbia, vor Journalisten am Donnerstag. Bisland seien 28 Leichen aus dem eiskalten Fluss Potomac geborgen worden. Dem US-Eiskunstlaufverband zufolge waren auch 15 Sportler an Bord des Regionaljets von American Airlines, der aus Wichita im Bundesstaat Kansas kam. An Bord des Black-Hawk-Hubschraubers befanden sich drei Soldaten. US-Präsident Donald Trump deutete an, dass er die Hubschrauber-Besatzung und den Tower für den Absturz verantwortlich macht.
FUNKVERKEHR: HUBSCHRAUBERBESATZUNG WUSSTE VON FLUGZEUG
Eine Webcam des Kennedy Centers in Washington zeigte um 21.47 Uhr (Ortszeit) eine Explosion in der Luft über dem Fluss. Anschließend war ein brennendes und schnell sinkendes Flugzeug zu sehen. Aus dem Funkverkehr zwischen dem Tower und dem Hubschrauber geht hervor, dass dessen Besatzung wusste, dass sich das Flugzeug in der Nähe befand.
Am Reagan-Airport versammelten sich Menschen, die auf Nachrichten zum Schicksal ihrer Angehörigen warteten. Von den Behörden gebe es aber kaum Angaben, sie informierten sich eher aus den Medien, sagten einige von ihnen. Eine Frau sagte offenbar mit Blick auf eine ihr nahestehende Person, sie wisse nicht, ob sie in dem Flugzeug gewesen sei. Dann brach sie in Tränen aus. Hamaad Raza sagte einem Lokalsender, seine Frau habe ihm eine Nachricht geschrieben, dass sie in 20 Minuten landen werde. Seine Antwort habe nicht mehr vollständig an ihr Handy übermittelt werden können. “Da habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt.”
Russland sprach den Angehörigen seiner Staatsbürger sein Beileid aus. Die früheren Weltmeister im Eiskunstlauf, Jewgenia Schischkowa und Wadim Naumow, seien an Bord gewesen.
RÄTSELN ÜBER URSACHE
Die Ursache der Kollision ist weiter unklar. Aufschluss erhoffen sich die Behörden von den Flugschreibern, den sogenannten Black Boxes. Einen haben Taucher laut dem Sender CBS aus dem Potomac gezogen. Im Schreiber werden Daten gesammelt und auch der Funkverkehr und die Kommunikation im Cockpit mit aufgezeichnet.
US-Verkehrsminister Sean Duffy sagte, sowohl der Hubschrauber als auch der Bombardier-Jet des Typs CRJ-700 hätten keine auffälligen Flugbewegungen gemacht. Auch die Kommunikation zum Tower des Flughafens habe bestanden. “Im Vorfeld des Absturzes war alles normal”, sagte Duffey. “Glaube ich, dass das vermeidbar war? Absolut.”
Trump schrieb auf seinem Portal Truth Social, der Hubschrauber sei über einen längeren Zeitraum direkt auf das Flugzeug zugeflogen. “Es ist eine klare Nacht, die Lichter des Flugzeugs leuchteten, warum ist der Hubschrauber nicht hoch oder runter gegangen oder hat gedreht?” Der Tower hätte dem Helikopter sagen müssen, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob er das Flugzeug gesehen hat. “Das ist eine schlimme Situation, die anscheinend hätte verhindert werden müssen. NICHT GUT!!!”
(Bericht von David Shepardson, Trevor Hunnicutt, Jeff Mason und Brad Brooks, Dmitry Antonov; geschrieben von Markus Wacket und Elke Ahlswede, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)