Trump zwingt mit Zöllen Europas Börsen in die Knie

Frankfurt (Reuters) – US-Präsident Donald Trump setzt dem Rekordlauf an Europas Börsen mit neuen Zöllen ein jähes Ende.

Weltweit stoßen Anleger aus Angst vor einem Handelskrieg Aktien ab. Der Dax und der EuroStoxx50 rutschten zu Wochenbeginn jeweils mehr als zwei Prozent auf bis zu 21.253 und 5174 Punkte ab. Die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen hatte den deutschen Leitindex im Januar von Rekord zu Rekord um mehr als neun Prozent auf bis zu 21.800 Zähler getrieben.

Die neuen US-Zölle gegen Mexiko, Kanada und China machten auch die Anleger an der Wall Street nervös. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes gaben jeweils rund 1,5 Prozent nach. Zuvor waren auch asiatische Aktienmärkte eingebrochen und der chinesische Yuan im außerbörslichen Handel auf ein Rekordtief gefallen. “Viele Marktteilnehmer hatten bei US-Präsident Donald Trump auf eine Einsicht gehofft und wurden nun bitterlich enttäuscht”, kommentierte IG-Analyst Christian Henke. “Nun droht doch ein neuer Handelskrieg und diese Aussicht mögen die Märkte überhaupt nicht.”

Noch stärker als Aktien gerieten als riskant angesehene Anlagen wie Kryptowährungen unter Druck. Der Bitcoin verlor in der Spitze um 10,5 Prozent auf 91.442 Dollar, Ethereum brach um bis zu 27 Prozent ein. Damit steuerte die nach dem Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. “Investoren fürchten, dass eine Eskalation des Handelsstreits die Inflation befeuern und somit die Zinssenkungsfantasien ausbremsen könnte”, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research.

US-Präsident Donald Trump hatte am Wochenende drastische Zoll-Erhöhungen verkündet und damit Sorgen vor einem Handelskrieg geschürt. Alle Einfuhren aus Mexiko und Kanada in die USA dürften ab Dienstag mit einer 25-prozentigen Gebühr belastet werden. Auf Waren aus China werden zehn Prozent zu den schon geltenden Zöllen aufgeschlagen. “Wer wirklich geglaubt hatte, der neue US-Präsident würde bei seinem Lieblingsthema Strafzölle nur pokern und auf Verhandlungen setzen, der wird jetzt eines Besseren belehrt”, sagte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. “Verhandeln mag der Republikaner zwar sicherlich noch, aber zunächst einmal folgen auf Zölle Gegenzölle.” Befürchtet wird nun, dass das Wirtschaftswachstum weltweit gelähmt wird.

EURO NÄHERT SICH DOLLAR-PARITÄT

Trump will am Montag mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau und der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum über die Zölle sprechen, doch Experten zeigen sich vorsichtig. “Ob die Telefonate noch etwas ändern können, ist aktuell irgendwo zwischen offen und fragwürdig”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.

Die Erwartung, dass die Zölle die Inflation nach oben treiben und damit die US-Notenbank Fed von weiteren Zinssenkungen abhalten könnte, stützte die US-Devise. Der Dollar-Index rückte um ein Prozent auf 109,48 Punkte vor. Der Euro verlor indes gut ein Prozent auf bis zu 1,0212 Dollar und näherte sich damit weiter der Parität zum Greenback. “Früher oder später wird Trump auch die EU mit Zöllen belegen”, schrieben die Commerzbank-Experten. Schon vor den befürchteten US-Zöllen zog die Inflation im Euroraum überraschend wieder an und stieg im Januar um 2,5 Prozent, nach 2,4 Prozent im Dezember.

AUTOMOBILSEKTOR UNTER DRUCK

Die größten europäischen Autohersteller, denen Handelszölle besonders zu schaffen machen, büßten um bis zu 4,5 Prozent ein. Die Titel von BMW, Daimler Truck, Mercedes-Benz, Traton und Volkswagen verloren zwischen vier und mehr als sieben Prozent. Viele der in den USA verkauften Fahrzeuge deutscher Hersteller werden in Mexiko produziert. “Da verwundert es nicht, dass hierzulande die Stimmung umschlägt”, sagte Altmann.

Nach unten ging es auch bei den Technologiewerten. Der europäische Branchenindex mit Schwergewichten wie STMicroelectronics, Infineon und ASML gab rund 2,5 Prozent nach. Gegen den Trend zog der schwedische Stahlhersteller SSAB um mehr als drei Prozent an. Der Konzern unterhält Produktionsstätten in den USA und erzielt dort mehr als ein Drittel des Umsatzes. Dagegen verbilligen sich der luxemburgische Stahlkonzern ArcelorMittal und sein finnischer Rivale Outokumpu um bis zu sieben beziehungsweise bis zu 4,5 Prozent. Den Experten der US-Großbank JPMorgan zufolge sind beide Konzerne abhängig von Ausfuhren aus Mexiko oder Kanada.

(Bericht von Stefanie Geiger, Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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