Europas Börsen stabil – Bilanzen und Konjunktur im Blick

Frankfurt (Reuters) – Europas Aktienanleger sind am Mittwoch auf der Hut geblieben.

Für Verunsicherung sorgen weiter die Zolldebatte und politische Vorstöße von US-Präsident Donald Trump. Trotzdem kehrte an den Börsen nach dem hektischen Wochenstart wieder mehr Ruhe ein. Der Dax trat gegen Mittag bei 21.495 Punkten auf der Stelle, der EuroStoxx50 lag 0,1 Prozent tiefer bei 5260 Punkten.

“Die Anleger in Frankfurt bleiben hin- und hergerissen”, sagte CMC-Markets-Stratege Jochen Stanzl. Einerseits wollten sie bei Rücknahme der Zolldrohungen Trumps die Rally nicht verpassen, andererseits scheuten sie große Engagements, da jederzeit neue Ansagen aus Washington kommen könnten. Das bestätigte auch der jüngste Vorstoß von Trump, wonach die USA die langfristige Kontrolle über den Gazastreifen anstreben. Eine Umsetzung wäre eine radikale Abkehr von den Grundprinzipien der US-Nahostpolitik der vergangenen Jahrzehnte. “Trumps Kommentare zu Gaza und einer möglichen militärischen Besetzung durch die USA werden von den Anlegern nicht ernst genommen”, sagte Paul Donovan, Chefökonom bei UBS Global Wealth Management.

ANGST VOR HANDELSKRIEG TREIBT GOLD AUF REKORDHOCH

Wie groß die Verunsicherung an den Kapitalmärkten weiter ist, zeigte der Blick aufs Gold. Der Preis für eine Feinunze stieg um 1,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 2877 Dollar. Das Edelmetall gilt bei Investoren als sicherer Hafen. China verhängte als sofortige Vergeltung für neu eingeführte US-Zölle auf chinesische Waren Zölle auf US-Importe. “Die möglichen wirtschaftlichen Folgen eines Handelskrieges zwischen den USA und China lassen die Anleger eine weltweite Rezession und steigende Inflation fürchten”, sagte Dominik Sperzel, Handelschef von Heraeus Metals Deutschland. Deswegen rückten Konjunkturdaten wieder verstärkt in den Mittelpunkt. Als Indikation für den Arbeitsmarktbericht am Freitag blickten Anleger vor allem auf die US-Stellen in der Privatwirtschaft.

Rückenwind erhielt Gold auch von einem schwächeren Dollar. Der Dollar-Index gab 0,6 Prozent auf 107,42 Punkte nach. Ein schwächerer Dollar macht Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger, da Gold in Dollar gehandelt wird.

NOVO NORDISK HELLT STIMMUNG IM PHARMASEKTOR AUF

Im Gesundheitssektor hoben Novo Nordisk nach starken Quartalszahlen ab. Die Aktien des Herstellers der Abnehmspritze Wegovy und des Diabetes-Medikaments Ozempic gewannen bis zu 6,3 Prozent. Der dänische Pharmakonzern verdiente zwischen Oktober und Dezember mit 36,7 Milliarden Dänischen Kronen (4,92 Milliarden Euro) mehr als von Analysten erwartet. Aktien des heimischen Mitbewerbers Zealand Pharma stiegen um vier Prozent. Titel des US-Konzerns Eli Lilly kletterten vorbörslich um 1,7 Prozent. Aktien der britischen GSK zogen um fünf Prozent an. Der Konzern erhöhte nach einem Wachstum in 2024 seine Langfristziele.

Anleger langten auch bei Siemens Energy zu. Die Titel des Energietechnik-Konzerns standen mit einem Aufschlag von drei Prozent an der Dax-Spitze. Seit dem Amtsantritt Trumps erlebten sie eine Berg- und Talfahrt. Seit Jahresbeginn haben sie unter dem Strich sieben Prozent gewonnen.

Beflügelt von einem starken Gewinnwachstum stiegen die Aktien von Santander um bis zu 8,7 Prozent auf 5,42 Euro und damit auf den höchsten Stand seit sieben Jahren. Die spanische Großbank hat im vierten Quartal einen Rekordgewinn verbucht und kündigte milliardenschwere Aktienrückkäufe an.

Im Tech-Sektor trübten enttäuschende Umsatzzahlen der Google-Mutter Alphabet die Stimmung. Beim Halbleiter-Hersteller AMD hatten die Erlöse der Rechenzentren-Sparte den Anlegern nicht ausgereicht. Der europäische Technologie-Index verlor 0,4 Prozent.

(Bericht von Anika Ross; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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