Berlin (Reuters) – Noch nie haben so viele Wohnungsbau-Unternehmen einer Studie zufolge über fehlende Nachfrage geklagt wie zu Jahresbeginn.
57 Prozent meldeten im Januar einen Mangel an Aufträgen, nach 53,6 Prozent im Dezember, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage mitteilte. Das sei der höchste jemals gemessene Wert. “Die Krise im Wohnungsbau scheint inzwischen zum Normalzustand geworden zu sein”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. “Auch die Zinssenkungen der EZB führten bisher zu keiner Entspannung der Situation.”
Das Geschäftsklima im Wohnungsbau sackte zu Jahresbeginn ebenfalls weiter ab. Dies war auf deutlich schlechtere Erwartungen für die kommenden Monate zurückzuführen. “Die pessimistischen Aussichten zeigen, dass die Unternehmen gegenwärtig nicht an eine baldige Besserung glauben”, sagte Wohlrabe. Die aktuelle Geschäftslage wurde auf sehr niedrigem Niveau etwas positiver beurteilt. Der Anteil der Auftragsstornierungen sank minimal auf 9,7 Prozent.
Sozialverbände warnen angesichts der Wohnungsnot – etwa in Groß- und Uni-Städten – vor Verwerfungen. “Diese deutliche Schieflage auf dem Wohnungsmarkt verschlechtert die Lebenssituation von Menschen mit niedrigem Einkommen in eklatanter Weise”, betont etwa der katholische Wohlfahrtsverband Caritas. “Immer mehr Menschen geraten in Verschuldung, müssen in prekären Wohnverhältnissen leben oder werden schließlich obdachlos.” Unter hohen Mieten litten besonders Alleinerziehende und Einpersonenhaushalte, aber auch junge Menschen.
Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung seien sinkende Baufertigstellungen, die noch in den kommenden Jahren “spürbare Auswirkungen auf das Mietangebot haben dürften”, betont das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Nach dessen Angaben wurden 2024 lediglich 260.000 neue Wohnungen fertiggestellt. 2025 könnten es sogar nur 230.000 sein. “Damit bleiben die Fertigstellungen deutlich hinter dem eigentlichen Bedarf zurück”, hieß es. Die Bundesregierung hatte sich 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zum Ziel gesetzt.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)