München (Reuters) – Die verheerenden Waldbrände rund um Los Angeles kommen die Hannover Rück teuer zu stehen.
Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz sagte am Donnerstag in einer Telefonkonferenz, interne Schätzungen deuteten auf einen Schaden von 500 bis 700 Millionen Euro für den weltweit drittgrößten Rückversicherer hin. Damit ist das Budget von 435 Millionen Euro, das die Hannover Rück für Großschäden im ersten Quartal reserviert hat, bereits ausgeschöpft. An der Gewinnprognose für das Gesamtjahr machte sie aber keine Abstriche. Henchoz setzt darauf, dass der Schock durch die Naturkatastrophe dazu führt, dass sich die Preise und Konditionen in der Rückversicherung in diesem Jahr wieder stabilisieren.
In der Erneuerungsrunde zum Jahreswechsel, bei der knapp die Hälfte des Geschäfts mit den Erstversicherern zur Neuverhandlung ansteht, waren die Preise zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder abgebröckelt, wie der zuständige Vorstand Sven Althoff sagte. Vor allem in Regionen, wo Naturkatastrophen ausgeblieben waren, entstand Preisdruck. Die Hannover Rück zeichnete dennoch mehr Geschäft und weitete ihr Prämienvolumen um 7,6 Prozent auf 11,03 Milliarden Euro aus. “Wir blicken auf eine erfolgreiche Erneuerung in einem weiterhin attraktiven Markt zurück, in der wir unser Geschäft weiter profitabel ausbauen konnten”, erklärte der scheidende Vorstandschef Henchoz. Althoff sagte, er sei zuversichtlich, dass die Preise in den Erneuerungsrunden im Lauf des Jahres wieder anzögen.
Insgesamt dürften die Brände in Kalifornien die Versicherer und Rückversicherer 30 bis 40 Milliarden Dollar kosten, sagte Henchoz. Weltmarktführer Münchener Rück hatte zuletzt Entwarnung gegeben: Bei ihm passe der voraussichtliche Schaden noch ins – allerdings größere – Naturkatastrophen-Budget. “Das wirft uns also überhaupt nicht aus der Bahn”, sagte Vorstand Thomas Blunck.
Die Hannover Rück hat für das Gesamtjahr 2,1 Milliarden Euro für Großschäden – zumeist Naturkatastrophen – eingeplant. Trotz der Waldbrände rüttelt Henchoz aber nicht an der Gewinnprognose von 2,4 Milliarden Euro. Das wäre etwas mehr als die 2,3 (2023: 1,8) Milliarden, die sie im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat. Dabei hat sich der Gewinn in der Schaden-Rückversicherung mehr als verdoppelt. Der Rückversicherungsumsatz wuchs um knapp acht Prozent auf 26,4 (24,5) Milliarden Euro. Ob es im ersten Quartal noch zu einem Gewinn reicht – 2024 waren es 558 Millionen Euro – ließ Henchoz offen.
Die hohe Schätzung für die Waldbrand-Schäden drückte die im Dax notierte Hannover-Rück-Aktie leicht ins Minus. “Auch wenn die Preise jetzt von ihren Höchstständen im Zyklus fallen, kommen sie von einem sehr hohen Rentabilitäts-Niveau”, schrieb Jefferies-Analyst Philip Kett. Hannover Rück könne daher weiter beschleunigt wachsen und werde allenfalls etwas selektiver werden.
(Bericht von Alexander Hübner, Tom Sims und Jörn Poltz, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)