Washington (Reuters) – Der US-Arbeitsmarkt hat zu Jahresbeginn stärker als erwartet an Schwung verloren.
Im Januar kamen nur 143.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 170.000 gerechnet, nach aufwärts revidierten 307.000 (ursprünglich 256.000) im Vormonat. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im Januar allerdings überraschend – und zwar auf 4,0 von 4,1 Prozent im Dezember. In einer ersten Reaktion aus der Führungsetage der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wurden die Zahlen insgesamt positiv bewertet.
Laut Neel Kashkari, Präsident der regionalen Fed von Minneapolis, zeigen die Daten, dass der Arbeitsmarkt stark ist. Wenn sich die Inflation weiter nach unten bewege, könne der Leitzins zum Jahresende “maßvoll niedriger” ausfallen als jetzt. Die Zentralbank hat jüngst eine Zinspause eingelegt und den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Laut Fed-Vizechef Philip Jefferson bleiben Senkungen jedoch ein Thema – zumindest auf mittlere Sicht.
Der Stellenzuwachs liegt im Januar trotz des deutlichen Rückgangs noch klar über der Marke von 100.000. Ein monatliches Plus in diesem Umfang gilt als ausreichend, um die wachsende US-Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter mit Jobs zu versorgen.
“Die Beschäftigungsentwicklung lässt sich mit den Attributen solide, robust, kräftig beschreiben”, so auch die Einschätzung von Bastian Hepperle, Ökonom bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Dies sei seit Monaten schon so und werde wohl so auch bleiben: “Leichte Schleifspuren könnten sich demnächst durch den von Präsident Donald Trump gewollten Stellenabbau im Staatsapparat zeigen.”
Das Weiße Haus erklärte in einer ersten Reaktion auf die Jobdaten, die Zahlen unterstrichen die Notwendigkeit der wachstumsorientieren Politik des Präsidenten. Laut der aktualisierten Statistik hat die US-Wirtschaft unter der Regierung von Trumps Vorgänger Joe Biden in den zwölf Monaten bis März 2024 insgesamt 598.000 weniger Arbeitsplätze geschaffen als bislang geschätzt.
STÄRKERES LOHNWACHSTUM
Die Fed, die für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern soll, hat die Jobdaten stets im Blick. Mit Blick auf den Inflationsdruck beobachtet die US-Notenbank dabei auch das Lohnwachstum. Die durchschnittlichen Stundenlöhne legten im Januar zum Vormonat um 0,5 Prozent zu, nach 0,3 Prozent im Dezember. Zum Vorjahresmonat ergab sich ein Zuwachs von 4,1 Prozent, nach aufwärts revidiert 4,1 Prozent im Dezember. Experten hatten lediglich eine Jahresrate von 3,8 Prozent auf dem Zettel.
“Dass der Arbeitsmarkt immer noch recht eng ist, belegen auch die Löhne”, so die Analyse der Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Sie verweisen darauf, dass die durchschnittlichen Stundenlöhne von Dezember auf Januar kräftig gestiegen sind. Zudem wurde die Ausgangsbasis im Dezember nach oben revidiert: “Die Stundenlöhne zeigen für das letzte Jahr nun keine klare Beruhigung mehr an.”
Nach Veröffentlichung der schwer zu interpretierenden Daten vom Jobmarkt kamen die US-Börsen nicht vom Fleck: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 notierten zur Eröffnung am Freitag knapp im Plus bei 44.794 und 6095 Punkten. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte um 0,2 Prozent auf 19.836 Zähler vor.
(Bericht vom Reuters-Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Klaus Lauer, Zuzanna Szymanska; redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)