(Reuters) – Trotz möglichen Störfeuers aus den USA in den Handelsbeziehungen sind laut der EZB die Bedingungen für eine Konjunkturerholung im Euroraum durchaus gegeben.
Ein solider Arbeitsmarkt und höhere Einkommen sollten das Verbrauchervertrauen stärken und steigende Ausgaben ermöglichen, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Montag im Europaparlament. Und erschwinglichere Kredite könnten im Laufe der Zeit den Konsum und die Investitionen ankurbeln. Auch die Exporte dürften die Erholung unterstützen, da die weltweite Nachfrage steige: “Allerdings hängt dies von den Entwicklungen in der internationalen Handelspolitik ab”, fügte sie hinzu. Größere Friktionen im Welthandel machten überdies den Inflationsausblick im Euroraum unsicherer.
US-Präsident Donald Trump hat am Wochenende angedroht, am Montag neue Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Stahl- und Aluminium-Einfuhren in die USA bekanntzugeben. Er kündigte außerdem für Dienstag oder Mittwoch an, Handelspartnern Gegenzölle aufzubrummen.
“HANDELSKRIEG VERMEIDEN”
Es sei wichtig, einen Handelskrieg zu vermeiden, sagte der Vizepräsident der EZB, Luis de Guindos, dem spanischen Sender TVE. Die Einführung von Zöllen würde einen “Angebotsschock” auslösen und somit das globale Wirtschaftswachstum “grundlegend” beeinträchtigen. Die Auswirkungen auf die Inflation seien hingegen weniger klar: “Denn wenn es zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit kommt, dämpft das sofort die Entwicklung inflationärer Spannungen”, erläuterte de Guindos.
Die Inflation im Euroraum war zu Jahresbeginn überraschend wieder auf dem Vormarsch. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar zum Vorjahresmonat um 2,5 Prozent, nach 2,4 Prozent im Dezember. Beim Kampf gegen die Inflation wähnt sich die Notenbank auf der Zielgeraden: Sie dürfte demnach im laufenden Jahr den angepeilten Wert einer Teuerungsrate von zwei Prozent erreichen.
Der EZB-Rat beschloss Ende Januar, den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz um einen Viertelpunkt auf 2,75 Prozent zu kappen. Es war bereits die fünfte Senkung, seit die Währungshüter im Juni 2024 die Zinswende eingeleitet hatten.
Doch das laut Lagarde “durchwachsene” Wirtschaftswachstum im Euroraum bleibt eine Sorge. Denn die Wirtschaft stagnierte in den drei Monaten vor der Jahreswende. Für das Gesamtjahr 2024 ergab sich daraus ein Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 0,7 Prozent in der Währungsunion. Belastet hat vor allem die Dauerflaute in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland.
(Bericht von Reinhard Becker, Jesus Aguado, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)