New York/Frankfurt (Reuters) – Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA hat ein Auge auf den Krebsspezialisten Springworks Therapeutics geworfen.
Merck befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Übernahme des US-Biotechunternehmens, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Damit bestätigte Merck vorherige Informationen der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei keine rechtlich bindende Vereinbarung getroffen worden, teilte Merck weiter mit. Es gebe auch keine Gewissheit, dass eine Transaktion zustande komme. Außerdem müssten noch kritische Bedingungen erfüllt werden.
Springworks wollte sich am Montag nicht dazu äußern. Ein Deal würde in eine Phase wieder anziehender Übernahmeaktivitäten in der Pharmabranche fallen, nachdem es 2024 eine vorübergehende Flaute gab. Erst im Januar hatte Johnson & Johnson den Kauf des Biotechkonzerns Intra-Cellular für rund 14,6 Milliarden Dollar bekanntgegeben.
Springworks mit Sitz in Stamford im US-Bundesstaat Connecticut hat sich auf Krebstherapien spezialisiert und in den USA schon die Zulassung für ein Medikament zur Behandlung erwachsener Patienten mit fortgeschrittenen Desmoidtumoren erhalten – seltene Tumore der Weichgewebe. Weitere Mittel befinden sich im frühen und fortgeschrittenen Stadium der Entwicklung. Das Unternehmen ging 2019 an die Börse in New York, dort wird es gegenwärtig mit rund drei Milliarden Dollar bewertet. Springworks-Aktien zogen um mehr als 30 Prozent an.
Eine Übernahme von Springworks wäre für Merck einer der größten Pharma-Deals der vergangenen Jahre und würde das Unternehmen in der Arzneimittelentwicklung im Krebsgeschäft verstärken. Der bislang größte Zukauf des Darmstädter Dax-Konzerns war der des US-Laborausrüsters Sigma Aldrich 2015 für 13 Milliarden Euro. Die letzte große Übernahme tätigte Merck 2019 mit dem US-Elektronikmaterialienhersteller Versum für 5,8 Milliarden Euro.
Merck hatte zuletzt mehrfach betont, zur Stärkung seines Pharmageschäfts auf Einlizenzierungen und kleinere, ergänzende Zukäufe zu setzen. Größere Übernahmen sollen sich hingegen auf den Bereich Life Science konzentrieren. In der Pharmasparte hat Merck eine Reihe von Fehlschlägen hinter sich und musste erst im vergangenen Sommer einen erneuten Rückschlag verkraften: Die entscheidende Phase-3-Studie mit dem Mittel Xevinapant wurde wegen mangelnder Erfolgsaussichten gestoppt – es zählte zuletzt zu den größten Hoffnungsträgern in der Pharma-Pipeline. Merck-Chefin Belen Garijo traute ihm Milliardenumsätze zu. Im späten Entwicklungsstadium befindet sich nun nur noch das Krebsmittel Pimicotinib. Der Großteil der restlichen Pipeline steckt noch in frühen Phasen und ist damit weit von einer möglichen Marktzulassung entfernt.
(Bericht Sabrina Valle in New York und Patricia Weiß in Frankfurt, unter Mitarbeit von Milana Vinn in New York, aktualisiert von Birgit Mittwollen. Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)