– von Lucia Mutikani
Washington/Berlin (Reuters) – Die US-Inflation ist zu Jahresbeginn überraschend gestiegen und spricht derzeit gegen eine baldige Zinssenkung der Notenbank.
Die Verbraucherpreise legten im Januar um 3,0 Prozent zum Vorjahresmonat zu und damit noch schneller als im Dezember mit 2,9 Prozent. Dies teilte das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mit. Von Reuters befragte Volkswirte hatten auch für Januar mit 2,9 Prozent gerechnet. Von Dezember auf Januar zogen die Preise um 0,5 Prozent an. Experten hatten lediglich ein Plus von 0,3 Prozent auf dem Zettel.
“Der Januar brachte nicht den Fortschritt beim Inflationsrückgang, den die US-Notenbank sehen möchte”, meint Ökonom Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Eine hartnäckige Inflation und eine weiterhin robuste Arbeitsmarktlage ließen die Fed noch länger in ihrer Warteposition verharren: “Die nächste Leitzinssenkung wird wohl frühestens im Sommer auf der Agenda stehen.” US-Präsident Donald Trump werde eine solch lange Zinspause nicht gefallen. Er dürfte weitere Salven auf die Fed abschießen, meint der Experte.
Die US-Notenbank Federal Reserve, die für stabile Preise sorgen und Vollbeschäftigung fördern soll, hat den Leitzins jüngst in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Damit endete die Senkungsserie vorerst, die im September begonnen hatte. Die Zentralbank verwies bei ihrer Zinspause auf das erhöhte Tempo des Preisanstiegs. Trump, der eine Zinssenkung gefordert hatte, warf der unabhängigen Notenbank daraufhin vor, sie habe es versäumt, das von ihr geschaffene Problem der Inflation zu stoppen.
Den US-Währungshütern dürfte besonders eine Zahl bei den Verbraucherpreisen Kopfzerbrechen bereiten: die sogenannte Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel ausgeklammert bleiben. Sie stieg im Januar überraschend – auf 3,3 Prozent, nach 3,2 Prozent vor dem Jahreswechsel. Die Fed achtet besonders auf dieses Maß, da es zugrundeliegende Inflationstrends gut widerspiegelt.
“KALTE DUSCHE” AM RENTENMARKT
Die Aussicht auf ein unverändert hohes Zinsniveau in den USA bei guten Chancen auf weitere Senkungen im Euroraum drückten den Kurs des Euro: Er fiel nach den US-Inflationsdaten auf 1,0326 nach zuvor 1,0375 Dollar. Zugleich stieg die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf 4,621 von zuvor 4,537 Prozent. “Heute haben die Rentenmarktteilnehmer – nach dem Arbeitsmarktbericht von Freitag – die zweite kalte Dusche bekommen”, so die Einschätzung von LBBW-Ökonom Dirk Chlench. Er rechnet erst am Ende dieses Jahres mit einer Leitzinssenkung: “Man ist geneigt hinzuzufügen: Wenn überhaupt.”
Wie Fed-Chef Jerome Powell jüngst bekräftigte, haben die US-Währungshüter angesichts der rund laufenden Wirtschaft keine Eile damit, das Zinsniveau weiter zu senken. Sie wollen überdies zunächst abwarten, welche wirtschaftliche Folgen die von US-Präsident Trump eingeleitete Politik von Strafzöllen auslösen wird. Zollhürden bergen ein neues Inflationsrisiko, weil dadurch Importe aus den betroffenen Ländern teurer werden dürften. Dabei sind die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten in den USA Experten zufolge einer der Gründe dafür, dass Trump am 20. Januar erneut ins Weiße Haus einziehen konnte.
(Büro Washington, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)