Zwei neue Dax-Varianten – doch europäische Anleger profitieren kaum

München (Reuters) – Die Deutsche Börse führt angesichts des rasanten Kursanstiegs beim Index-Schwergewicht SAP gleich zwei neue Varianten für den Dax ein.

Der “Dax Uncapped” hat keine Kappungsgrenze, die das Gewicht einzelner Werte in dem Leitindex begrenzen würde. Im neuen “Dax 20 Prozent” darf ein einzelner Wert maximal 20 Prozent des Index-Werts ausmachen, wie die Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx am Donnerstag mitteilte. Für den klassischen Blue-Chip-Index der 40 schwersten deutschen Börsenwerte bleibe es aber bei der Kappungsgrenze, die erst im vergangenen Jahr von zehn auf 15 Prozent angehoben worden war.

Mit den beiden neuen Varianten kommt die Börse dem Software-Konzern SAP entgegen, dessen Börsenwert derzeit rund 21 Prozent der Marktkapitalisierung aller 40 Dax-Konzerne ausmacht. Bei jeder Neuberechnung des Index, also alle drei Monate, wird das Gewicht im Dax aber auf 15 Prozent reduziert. Das zwingt etwa börsengehandelte Indexfonds dazu, regelmäßig SAP-Aktien zu verkaufen, was den Kurs belastet. Die Kappungsgrenze von damals zehn Prozent hatte bereits den Industriegasekonzern Linde – den schwersten Dax-Wert – zum Abschied von der Frankfurter Börse bewogen. Er ist nun primär in New York gelistet.

Von den neuen Dax-Versionen profitieren vor allem Anbieter passiver Produkte wie ETFs sowie Investoren außerhalb Europas. Den Anlegern in europäisch regulierten Aktienfonds und deren Fondsmanagern bringen sie allerdings nichts – im Gegenteil, wie Norbert Kuhn vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Denn sie dürften nach der UCITS-Regulierung weiterhin maximal zehn Prozent des Fondsvolumens in einen einzelnen Wert stecken. “Das erschwert es ihnen, ihre Benchmark – etwa den Dax40 – zu schlagen, wenn dort gut performende Werte die Zehn-Prozent-Grenze überschreiten und daher verkauft werden müssen”, erläuterte Kuhn. “Den Anlegern entgehen dadurch Gewinne.” Für ETFs und andere passive Produkte gilt eine Obergrenze von 20 Prozent.

Das Aktieninstitut spricht sich daher für eine Angleichung der Regeln aus. Im Zuge der Spar- und Investitionsunion sollten die Anlagegrenzen für aktiv gemanagte Fonds ebenfalls auf 20 Prozent angehoben werden, sagte Kuhn. Stoxx verweist dagegen darauf, dass es zwischen dem klassischen Dax und den neuen Versionen in der Vergangenheit kaum Risiko- und Rendite-Unterschiede gegeben hätte. Allerdings seien die neuen Versionen stärkeren Schwankungen ausgesetzt, da sie stärker von einzelnen Aktien abhängig seien, warnte Veronika Kylburg, Head of Global Benchmarks bei Stoxx.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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