Tokio (Reuters) – Die japanische Wirtschaft ist Ende 2024 überraschend stark gewachsen – hat aber dieses Jahr mit trüben Aussichten zu kämpfen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte zwischen Oktober und Dezember um 0,7 Prozent zum Vorquartal, wie aus Daten vom Montag hervorgeht. Das war gut doppelt so viel wie von Ökonomen mit 0,3 Prozent erwartet, nach plus 0,4 Prozent im Sommer-Quartal. Auf das Jahr hochgerechnet ging es im Herbst um 2,8 Prozent bergauf und damit stärker als mit 1,0 Prozent erwartet. Grund waren mehr Ausgaben der Firmen und ein überraschendes Anziehen des Konsums. “Japans Wirtschaft gelang 2024 ein regelrechter Jahresendspurt”, sagte Matthias Krieger, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Im Gesamtjahr 2024 war das Wachstum aber mit 0,1 Prozent recht mager.
Die Aussichten für 2025 dürften “deutlich eingetrübt” bleiben, betonte Krieger. “Der private Konsum hat als Wachstumstreiber zuletzt wieder stark an Zugkraft verloren und die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle dämpfen die Exportaussichten.” Deshalb rechne die LBBW 2025 nur mit einem sehr moderaten BIP-Wachstum von 0,4 Prozent. Auch andere Analysten zeigten sich skeptisch, vor allem wegen der schwachen Verbraucherlaune. “Die Einzelheiten der Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Wirtschaft nicht so stark war, wie die reine BIP-Zahl vermuten lässt”, sagte Kazutaka Maeda vom Meiji Yasuda Research Institute. Der private Konsum sei durch hohe Jahresendprämien angekurbelt worden, könne aber ab Januar wieder zurückgehen, wenn die Auswirkungen der Prämien nachlassen.
ÖKONOMEN: NOTENBANK DÜRFTEN ZINSEN WEITER ERHÖHEN
Die allmähliche Erholung der Wirtschaft dürfte sich nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Ryosei Akazawa voraussichtlich fortsetzen: “Aber man muss sich der Auswirkungen anhaltender Preissteigerungen für Lebensmittel und andere Alltagsgegenstände auf die Verbraucherausgaben durch den Abwärtsdruck auf die Verbraucherstimmung bewusst sein.”
Die von den USA angekündigten Importzölle könnten derweil den Welthandel belasten und Japans exportabhängige Wirtschaft unter Druck setzen. Die USA sind Japans größtes Exportziel und machen ein Fünftel der Gesamtausfuhren aus. “Es gibt einige Unsicherheiten hinsichtlich der Zollpolitik von Präsident Trump”, sagte Uichiro Nozaki von Nomura Securities.
Die japanische Notenbank hat Ende Januar ihren Leitzins auf das höchste Niveau seit 2008 erhöht, als damals die weltweite Finanzkrise tobte. Der Satz wurde von 0,25 auf 0,5 Prozent verdoppelt, bleibt aber immer noch vergleichsweise niedrig. Zu den neuen Konjunkturdaten erklärte Naomi Fink von Nikko Asset Management: “All dies sind Argumente für die Bank of Japan, die Normalisierung fortzusetzen.” Auch LBBW-Fachmann Krieger erwartet eine weitere Straffung der Geldpolitik. Zusammen mit der hohen Inflationsrate könnten die BIP-Zahlen “den passenden Rahmen für einen weiteren Zinsschritt nach oben bieten”.
(Bericht von Makiko Yamazaki, Satoshi Sugiyama und Kentaro Sugiyama, geschrieben von Klaus Lauer;redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)