Berlin (Reuters) – Deutsche Autobauer müssen nach Einschätzung der Allianz-Experten angesichts der zunehmenden Handelskonflikte ihre Investitionen steigern.
So müssten neue Märkte erschlossen werden, um sich von China unabhängiger zu machen, aber auch Investitionen in Forschung und Entwicklung spielten eine wichtige Rolle, heißt es in einer Allianz-Trade-Studie, die am Montag veröffentlicht wurde. Das sei in der derzeitigen Situation ein Balanceakt, sagte Allianz-Trade-Experte Guillaume Dejean. “Denn natürlich kostet es erst einmal Geld, neue Märkte zu erschließen und in Innovationen zu investieren – zu einem Zeitpunkt, in dem die Kassen oft eher knapp sind.”
Doch die verstärkten Ausgaben seien nötig, sagte er weiter. “Wenn die Unternehmen jetzt nicht aktiv diese Weichen für die Zukunft stellen, dann werden sie noch weiter ins Hintertreffen geraten. Deshalb sollten sie mindestens zehn Prozent ihrer Ausgaben in Technologie, Forschung, digitale Bordtechnik und Kundendienst stecken, um mit den Innovationen der chinesischen und amerikanischen E-Modelle mithalten zu können.” Eine engere Zusammenarbeit in der Branche und eine Unterstützung durch die Politik könnten dabei helfen.
Die Experten schlugen dabei Einfuhrzölle für solche Autos vor, bei denen der europäische Produktionsanteil unter 75 Prozent liegt. Auch eine stärkere Förderung der Batterieproduktion oder der Ladeinfrastruktur sei eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von China zu verringern und die Akzeptanz von Elektroautos zu erhöhen. Mit den richtigen Strategien könne die deutsche Autobranche gestärkt aus der Krise hervorgehen, sagte Dejean.
Bei den derzeitigen Handelskonflikten gehörten die deutschen Hersteller unterdessen fast überall zu den Verlierern, betonte der Experte. Ein Grund sei, dass die USA zusammen mit China der wichtigste Absatzmarkt seien. Sollte die Regierung von US-Präsident Donald Trump Zusatzabgaben auf Einfuhren aus Mexiko erheben, hätte das gravierende Auswirkungen, weil viele Hersteller dort produzierten oder Teile einkauften. Trump hat gleich nach seinem Amtsantritt Zölle auf Einfuhren aus Mexiko angeordnet, allerdings einen 30-tägigen Aufschub eingeräumt. Ab April drohen zudem Sonderzölle auf importierte Autos auch aus Europa.
(Bericht von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)