IW-Studie: Deutschland trotz Rezession drittgrößte Volkswirtschaft

Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft hat trotz Rezession ihre Stellung als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt behauptet: Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für die Nachrichtenagentur Reuters summierte sich das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr auf umgerechnet 4,66 Billionen Dollar.

Damit wurde das lange Zeit drittplatzierte Japan das zweite Jahr in Folge auf den vierten Platz verwiesen (gut 4 Billionen Dollar). Unangefochtene Nummer eins bleiben 2024 die USA mit einer Wirtschaftsleistung von 29,7 Billionen Dollar, gefolgt von China mit gut 18,9 Billionen Dollar.

“Der Abstand zur viertgrößten Volkswirtschaft Japan konnte trotz Rezession in Deutschland nahezu gehalten werden”, sagte IW-Konjunkturchef Michael Grömling am Dienstag zu Reuters und fügte hinzu: “Beide Länder verlieren aufgrund ihrer schlechten wirtschaftlichen Entwicklung weiterhin den Anschluss an die beiden größten Volkswirtschaften China und USA.”

Auch im laufenden Jahr könnte die Bundesrepublik ihre Stellung als weltweite Nummer drei verteidigen. Und das, obwohl das dritte Rezessionsjahr in Folge droht. “Bei einer moderaten Rezession wird Deutschland voraussichtlich auch 2025 den dritten Platz halten können”, sagte Grömling. Japan wird von vielen Experten immerhin ein Wachstum von gut einem Prozent zugetraut. “Sofern keine großen Wechselkursverwerfungen auftreten, dürfte Deutschland diese Position halten – jedoch wie auch in den Vorjahren mit wachsendem Abstand zu China und den USA”, sagte der IW-Konjunkturchef.

ABLÖSUNG DURCH INDIEN?

Mittelfristig könnte Deutschland von einem asiatischen Land abgelöst werden: Indien. “Unter der Annahme, dass sich die bereits bestehende Wachstumsdynamik in Indien nicht abschwächt und sich in Deutschland wieder ein schwaches positives Wachstum einstellt, wird Indien voraussichtlich am Ende dieser Dekade vor Deutschland die drittgrößte Volkswirtschaft sein”, sagte Grömling. “Dabei müssen natürlich die grundlegend unterschiedlichen Bevölkerungsgrößen und die Bevölkerungsentwicklung mitberücksichtigt werden.” Am Ende des Jahrzehnts könnten in Indien rund 1,5 Milliarden und in China rund 1,4 Milliarden Menschen leben. “In Deutschland werden es mit voraussichtlich 84 bis 85 Millionen Menschen weniger als sechs Prozent der indischen oder chinesischen Bevölkerungsgröße sein”, sagte der IW-Experte.

Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im vergangenen Jahr in Deutschland um 0,2 Prozent, in Japan um 0,1 Prozent. Für die Rangfolge werden die nominalen, also nicht inflationsbereinigten Werte herangezogen und auf eine gemeinsame Währungsbasis umgerechnet. “Die Rangfolge ändert sich auf Basis unterschiedlicher Bewertungen nicht nennenswert, da es keine großen Wechselkursänderungen gab”, sagte Grömling. Auch auf Basis von Euro und Yen sei das deutsche BIP im vergangenen Jahr um 15,8 Prozent höher gewesen als das japanische, während sich die Differenz auf Basis von US-Dollar auf 16 Prozent belaufen habe.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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