EZB-Direktorin für Debatte über künftigen Stopp der Zinssenkungen

Frankfurt (Reuters) – Die EZB muss aus Sicht ihrer Direktorin Isabel Schnabel mit der Debatte darüber beginnen, wann sie ihren Zinssenkungskurs pausieren oder stoppen sollte.

Sie sei sich nicht mehr länger sicher, ob die Geldpolitik der Notenbank immer noch restriktiv sei, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) der “Financial Times”. Geldpolitik ist dann restriktiv, wenn sie eine Volkswirtschaft bremst. “Wenn überhaupt nähern wir uns dem Punkt, an dem wir mit unseren Zinssenkungen womöglich pausieren oder sie stoppen müssen.” Zinserhöhungen schließe sie aus.

“Ich weiß nicht, was in den nächsten Sitzungen passieren wird, also schauen wir mal”, sagte Schnabel. “Aber wir müssen diese Diskussion beginnen.” Die EZB war im Juni 2024 angesichts einer nachlassenden Inflation auf einen Lockerungskurs umgeschwenkt und hat seitdem fünfmal die Zinsen gesenkt. Der Einlagensatz, der inzwischen als Leitzins gilt, liegt aktuell bei 2,75 Prozent. Die nächste Zinssitzung der EZB findet ist 5. und 6. März in Frankfurt.

Auf dem kommenden Zinstreffen solle darüber diskutiert werden, ob die EZB in ihrer Mitteilung zu den Zinsbeschlüssen die Bezugnahme auf ein restriktives Niveau streichen sollte, sagte Schnabel. Sie glaube fest an den geldpolitischen Ansatz, von Sitzung zu Sitzung zu entscheiden und sich nicht vorab auf einen bestimmten Zinspfad festzulegen. “Zu der Zeit, als noch relativ klar war, dass die Geldpolitik restriktiv ist, konnte man daraus bereits auf die Richtung schließen,” sagte Schnabel. Dies sei jedoch nicht mehr der Fall. “Und deshalb ist für mich die Fahrtrichtung nicht mehr so klar.”

Schnabel sagte, sowohl die Inflation im Dienstleistungssektor als auch das Lohnwachstum seien im Euroraum immer noch unerfreulich hoch. “Unsere Projektionen gehen von einer Abschwächung beider Entwicklungen aus.” Aber das müsse erst noch eintreten. Die Inflation im Dienstleistungssektor verharre seit November 2023 bei Werten um die vier Prozent. “Und daher werden die hereinkommenden Daten sehr relevant sein, denn unsere Projektionen sagen für dieses Jahr eine relativ schnelle Abschwächung der Dienstleistungsinflation voraus.” Das Lohnwachstum sei ebenfalls noch stark, aber es gebe viele Anzeichen dafür, dass sich dies verlangsamen werde.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Bode.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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