Berlin/Frankfurt/Mailand (Reuters) – Die Aussicht auf eine mögliche Übernahme durch den italienischen Großaktionär MFE beflügelt die Aktien von ProSiebenSat.1.
Die Papiere des bayerischen Fernsehkonzerns kletterten am Freitag in der Spitze um rund 12,7 Prozent und lagen am frühen Nachmittag etwa zehn Prozent im Plus. In der Branche ist es seit längerem kein Geheimnis, dass die von der Berlusconi-Familie kontrollierte MFE eine Übernahme von ProSiebenSat.1 auslotet. Beobachter erwarten dies aber erst nach der Bundestagswahl und der Vorlage der Bilanz für 2024, die ProSieben am 6. März veröffentlicht. Die Spekulationen wurden am Freitag erneut von italienischen Zeitungen aufgegriffen und verhalfen der Aktie zu kräftigem Aufwind. Die MFE-Papiere lagen gut vier Prozent im Plus.
Brancheninsider hatten zuletzt gesagt, der italienische Fernsehkonzern MFE-Mediaforeurope werde sich zunächst die Bilanz von 2024 von ProSiebenSat.1 genau anschauen – ebenso wie Erfolge bei den laufenden Verkaufsprozessen von Assets, die nicht zum Kerngeschäft TV und Unterhaltung gehören.
MFE hält 29,99 Prozent an ProSiebenSat.1. Bei 30 Prozent müssten die Italiener ein Pflichtangebot für die übrigen Anteile an der Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 machen. Die Italiener haben sich nach eigenen Angaben jüngst Kredite über 3,4 Milliarden Euro für ihre internationalen Expansionspläne gesichert. Der Berlusconi-Familie schwebt ein paneuropäischer Medienkonzern vor, der Streaminganbietern wie Netflix Paroli bieten kann. MFE und der tschechische Aktionär PPF mit knapp 13 Prozent haben das ProSiebenSat.1-Management um Chef Bert Habets wiederholt aufgefordert, das Vergleichsportal Verivox und den Online-Kosmetikanbieter Flaconi schnell zu verkaufen.
ProSiebenSat.1 leidet derweil unter der Konjunkturflaute in Deutschland und prüft ein weiteres Sparprogramm mit Jobabbau. Das Unternehmen arbeitet nach eigenen Angaben an “Reorganisationsmaßnahmen”. Es gebe aber noch keine formellen Verhandlungen mit dem Betriebsrat. “Daher können wir auch keine konkreten Stellenabbauzahlen nennen”, teilte der Konzern jüngst mit. Das “Manager Magazin” hatte berichtet, im Raum stehe der Abbau von “grob 500 Stellen”.
ProSiebenSat.1 hatte bereits 2023 rund 400 Vollzeitstellen gestrichen und arbeitet seitdem daran, Wettbewerbsfähigkeit und Kostenstrukturen in dem Rezessionsumfeld zu verbessern.
(Bericht von Klaus Lauer, Isabel Demetz, Elvira Pollina und Anika Ross. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)