Deutsche Industrie macht sich auf Handelskonflikt mit USA gefasst

Berlin (Reuters) – BDI-Chef Peter Leibinger sieht die künftige Bundesregierung mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump betriebene Zollpolitik vor großen Herausforderungen.

“Ein Handelskonflikt bahnt sich an”, warnte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am Montag im Reuters-Interview. Trump ist für eine harte Gangart in der Handelspolitik. Er droht unter anderem mit Einfuhrzöllen von 25 Prozent auf Autos. Genaueres hat er für “um den 2. April” in Aussicht gestellt. Leibinger forderte, nun Kommunikationskanäle mit den USA zu etablieren, die es derzeit wahrscheinlich noch nicht in ausreichendem Maße gebe: “Die Regierung muss sich auf Verhandlungen vorbereiten, die anders sein werden als die, die wir in typischen Handelskonflikten gewohnt sind”, fügte er hinzu.

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz strebt nach eigenen Worten eine größere Unabhängigkeit Europas von den USA an. Der US-Regierung unter Trump sei das Schicksal Europas “weitgehend gleichgültig”, sagte der CDU-Chef am Abend der Bundestagswahl, aus der die Union als klare Siegerin hervorgegangen war.

“NEUE HANDELSBARRIEREN VERHINDERN”

“Die deutsche Autoindustrie ist entschlossen auch aus Deutschland weiterhin erfolgreich den Weltmarkt zu bedienen – dafür braucht es eine umfassende Agenda für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts”, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller und ergänzte: “Die Ursachen sind bekannt, wir brauchen jetzt entschlossenes Handeln.” Auch das Kfz-Gewerbe mahnte: “Ein klares Ziel muss jetzt sein: zeitnah Lösungen für die drängendsten Themen der kriselnden Automobilbranche erarbeiten und Deutschlands Schlüsselindustrie endlich wieder auf Wachstumskurs bringen”, erklärte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Arne Joswig.

In der Frage möglicher US-Zölle auf deutsche Fahrzeuge müsse sich Berlin klar positionieren. Es gelte, sich entschieden auf EU-Ebene und in bilateralen Gesprächen mit den USA gegen protektionistische Maßnahmen zu stellen, sagte Joswig: “Neue Handelsbarrieren würden insbesondere den deutschen Mittelstand in der Automobilbranche hart treffen und müssen verhindert werden.”

Auch der Hamburger Hafen beobachtet die Entwicklung in dem heraufziehenden Handelskonflikt genau. Im USA-Geschäft wurde 2024 mit plus fünf Prozent auf 685.000 Standardcontainer (TEU) ein Rekordwert erzielt. Zölle wirkten sich nicht sofort auf die Umschlagszahlen aus, sagte Vorstand Axel Mattern von der Unternehmervereinigung Hafen Hamburg Marketing (HHM): “Wie sich der Umschlag im USA-Verkehr verändern wird aufgrund irgendwelcher Zölle, die da kommen oder nicht kommen oder wieder zurückgenommen werden, auch das werden wir im Nachgang sehen.”

(Bericht von Elena Rodriguez, Elke Alhswede, Reinhard Becker, Mitarbeit Ilona Wissenbach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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