Hoffnung auf Wirtschaftsschub treibt Europas Börsen

Frankfurt (Reuters) – Die Anleger an Europas Aktienmärkten sind trotz der derzeit mauen Konjunkturentwicklung in Kauflaune.

Der Dax zog am Mittwochvormittag um bis zu 1,4 Prozent auf 22.722 Punkte an. “Anleger setzen auf die Zukunft und damit konkret auf eine Lockerung der Schuldenbremse, was eine neue wirtschaftliche Dynamik entfalten könnte”, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Besonders deutsche Nebenwerte waren gefragt: Der MDax-Index, der 50 mittelgroße Aktiengesellschaften umfasst, kletterte um 1,7 Prozent auf den höchsten Stand seit August 2023.

Starke Firmenbilanzen hellten die Stimmung an der Börse auf. Der EuroStoxx50 kletterte um 1,2 Prozent auf 5506 Punkte. Am Devisenmarkt konnte der US-Dollar anfängliche Verluste wettmachen. Der Dollar-Index legte 0,3 Prozent auf 106,55 Punkte zu. Händler verwiesen auf das Durchwinken der Steuersenkungspläne von US-Präsident Donald Trump im US-Repräsentantenhaus. Eine starke US-Wirtschaft würde Strategen zufolge auch den exportlastigen Dax-Unternehmen in die Hände spielen.

BÖRSEN HOFFEN AUF UKRAINE-DEAL

Die Stimmung der Anleger verbesserte sich auch, nachdem berichtet wurde, dass sich die USA und die Ukraine auf einen Entwurf für ein Mineralienabkommen geeinigt haben. In diesem stehe, dass die Vereinigten Staaten eine “freie, souveräne und sichere” Ukraine wollten. Nach eigenen Angaben verfügt die Ukraine über umfangreiche Mineralienvorkommen, darunter Industrie- und Baumaterialien, Eisenlegierungen, Edel- und Nichteisenmetalle sowie einige Seltene Erden. Unterdessen stiegen die US-Kupferpreise um mehr als vier Prozent, nachdem Trump das Ausloten neuer Zölle auf Kupferimporte angeordnet hat.

Die Kauflaune der deutschen Verbraucher trübte sich unterdessen weiter ein. Das GfK-Barometer für das Konsumklima im März sank überraschend auf minus 24,7 Punkte.

FRESENIUS UND MÜNCHENER RÜCK AUF HÖHENFLUG

Größter Dax-Gewinner waren die Aktien des Gesundheitskonzerns Fresenius mit einem Kursaufschlag von bis zu 7,5 Prozent. Florierende Geschäfte in der Medikamentensparte und eine Dividendenzahlung lockten die Anleger an. Aktien von Münchener Rück zogen um 5,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 556,20 Euro an. Die Dividende soll – deutlich stärker als von Analysten erwartet – um fünf auf 20 Euro je Aktie erhöht werden.

Europaweit ragten Anheuser-Busch InBev mit einem Kursgewinn von mehr als sieben Prozent heraus. Eine starke Nachfrage nach Bier der Marke Corona spült dem weltweit größten Brauereikonzern einen höheren Gewinn in die Kassen. Der Sektor-Index für Nahrungsmittel und Getränke zog um ein Prozent an.

TELEKOM IM ABWÄRTSSOG – US-ANLEGER WARTEN AUF NVIDIA

Größter Dax-Verlierer waren die Titel von Deutsche Telekom, die um bis zu fünf Prozent einknickten, bevor sie ihre Verluste auf gut drei Prozent eingrenzten. Mit Blick auf das Kursplus von 21 Prozent seit Jahresbeginn könne es kurzfristig zu Gewinnmitnahmen kommen, sagten die Analysten der Deutschen Bank in einer Mitteilung. “In Deutschland haben Verzögerungen bei den IT-Ausgaben und den Endgeräten die Umsätze belastet, während die Nettoerlöse im Breitbandbereich zurückgingen.” Auf der Sollseite stachen auch Stellantis mit einem Abschlag von rund vier Prozent ins Auge. Der Betriebsgewinn des Opel-Mutterkonzerns brach im vergangenen Jahr um 64 Prozent ein.

In den USA blicken Anleger auf die Veröffentlichung der Jahresbilanz des US-Chipriesen Nvidia am Abend (MEZ). “Jegliche Anzeichen von Schwäche im Bericht von Nvidia könnten die Stimmung der Anleger gegenüber KI-Aktien insgesamt übermäßig beeinflussen”, sagte Jacob Falkencrone, Leiter Investmentstrategie bei Saxo.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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