– von David Lawder und Andrea Shalal
Washington/Peking/Berlin (Reuters) – Nach neuen US-Sonderzöllen gegen China, Kanada und Mexiko droht ein handfester Handelskrieg.
China reagierte am Dienstag umgehend mit Gegenmaßnahmen. An den Finanzmärkten gaben Aktien deutlich nach, auch der mexikanische Peso stand unter Druck. Die Europäische Union könnte als nächstes zum Ziel von US-Präsident Donald Trump werden. Auch Japan kritisierte der Republikaner wegen des aus seiner Sicht zu schwachen Yen.
Seit Dienstag werden neue Importzölle von jeweils 25 Prozent auf Waren aus den beiden US-Nachbarstaaten fällig, wie Trump sagte. Zugleich werden bestehende Zölle auf chinesische Waren von zehn auf 20 Prozent verdoppelt. Die drei betroffenen Länder kündigten ihrerseits neue Zölle auf US-Waren an. In beide Richtungen sind Waren im Wert von etwa 2,2 Billionen Dollar pro Jahr betroffen. China legte zudem Beschwerde bei der Welthandelsorganisation WTO ein.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kritisierte die USA ungewöhnlich deutlich: “Wir laufen sehenden Auges in einen umfassenden Zollkonflikt hinein.” Die US-Zölle seien unbegründet, so der Grünen-Politiker. “Das ist die Zollspirale, vor der ich seit den ersten Ankündigungen aus Washington gewarnt habe.” Es gebe keine Gewinner in einem solchen Handelskrieg. “Das Ergebnis ist mehr Unruhe auf den Märkten, mehr Inflation, höhere Preise, weniger Investitionssicherheit.”
Deutschland unterstütze den Ansatz der EU-Kommission, gemeinsam mit der US-Regierung zu einer Verhandlungslösung zu kommen, ergänzte Habeck. Die EU dürfe sich dabei aber nicht herumschubsen lassen. Trump hat bereits mit Sonderzöllen gegen die europäische Autobranche gedroht. Sie könnten ab April greifen. Die für Handelspolitik zuständige EU-Kommission teilte mit, die US-Entscheidung zu bedauern. Der Welthandel werde dadurch gestört und unnötig Unsicherheit geschaffen.
NERVOSITÄT AN BÖRSEN
An den Finanzmärkten kam Trumps Vorstoß nicht gut an. Weltweit gaben die Aktienkurse nach. In Frankfurt verlor der Dax rund zwei Prozent. Der Index der europäischen Autofirmen und Zulieferer büßte knapp vier Prozent ein. Der mexikanische Peso fiel den vierten Tag in Folge und lag in der Nähe des tiefsten Stands seit Mitte 2022. Auch der kanadische Dollar werteten zum US-Dollar ab. “Donald Trump spielt mit einem Feuer, das die gesamte Weltwirtschaft zum Lodern bringen könnte”, warnte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.
Trump begründete sein Vorgehen nicht mit wirtschaftlichen Gründen. Die drei betroffenen Länder hätten nicht genug getan, um den Zustrom des tödlichen Fentanyl-Opioids und seiner Vorläuferchemikalien in die USA einzudämmen. Zudem will er mit dem Vorgehen die US-Wirtschaft stärken und Arbeitsplätze in den USA schaffen. In diesem Zusammenhang forderte der US-Präsident Unternehmen zugleich auf, Produktionsanlagen in den Vereinigten Staaten zu bauen. “In diesem Fall gibt es keine Zölle.”
Trump drohte auch mit einer neuen Front. Der Republikaner warf Japan und China vor, ihre Währungskurse künstlich niedrig zu halten. Er habe den Staats- und Regierungschefs beider Länder daher gesagt, sie könnten den Wert ihrer Währungen nicht weiter senken. Dies sei unfair gegenüber den Vereinigten Staaten. Es sei “sehr schwer für uns, Traktoren zu produzieren”, wenn Japan, China und andere Länder ihre Währungen abwerten.
“PLAN B, C UND D”
China wiederum will ab dem 10. März zusätzliche Zölle von zehn bis 15 Prozent auf bestimmte US-Importe erheben, teilte das Finanzministerium in Peking mit. Betroffen seien Landwirtschafts- und Lebensmittelprodukte wie bestimmte Fleischsorten, Getreide, Baumwolle, Obst, Gemüse und Milchprodukte – insgesamt Waren im Wert von 21 Milliarden Dollar. Zudem wurden 25 US-Firmen aus Gründen der nationalen Sicherheit unter Export- und Investitionsbeschränkungen gestellt. Das chinesische Außerministerium teilte mit, der Versuch, extremen Druck auf China auszuüben, sei ein Fehler. Analysten werteten die Reaktion aus Peking als bedacht. Sie Gegenzölle blieben hinter den US-Maßnahmen zurück. Dies lasse noch Raum für Verhandlungen.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau verkündete sofortige Zölle von 25 Prozent auf amerikanische Importe im Wert von 20,7 Milliarden US-Dollar. Weitere Zölle auf Waren im Wert von 86,2 Milliarden US-Dollar sollen folgen, falls Trumps Zölle auch nach 21 Tagen noch in Kraft sind. Zuvor hatte Trudeau gesagt, Kanada werde US-Bier, Wein, Bourbon, Haushaltsgeräte und Orangensaft aus Florida ins Visier nehmen. “Zölle werden eine unglaublich erfolgreiche Handelsbeziehung stören”, so der Regierungschef. Er fügte hinzu, dass sie gegen das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada verstoßen würden, das Trump während seiner ersten Amtszeit unterzeichnet hatte.
Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum will ebenfalls auf das Vorgehen des nördlichen Nachbarn reagieren. Sie werde am Dienstagmorgen in Mexiko-Stadt ihre Maßnahmen bekanntgeben, teilte das mexikanische Wirtschaftsministerium mit. Sheinbaum hatte am Morgen erklärt, man habe “einen Plan B, C, D”. Einzelheiten nannte sie nicht.
(Geschrieben von Rene Wagner und Christian Krämer.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)