Düsseldorf (Reuters) – Mehr Geld für Beschäftigte der Deutschen Post: Der Bonner Konzern und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt.
Die rund 170.000 Tarifbeschäftigten sollen in zwei Schritten insgesamt fünf Prozent mehr Lohn erhalten, teilten die DHL-Tochter Deutsche Post und Verdi am Dienstag mit. Zudem bekommen die Beschäftigten einen zusätzlichen Urlaubstag, ab dem 16. Beschäftigungsjahr kommt noch ein weiterer Tag hinzu. Weitere Warnstreiks sind nun vom Tisch. Verdi sprach von einem “ordentlichen Ergebnis”. Die Chefin der betroffenen DHL-Sparte Post und Paket Deutschland, Nikola Hagleitner, warnte bereits, dass der Konzern mit Blick auf den Abschluss seine “Kostensenkungsmaßnahmen konsequent erweitern und beschleunigen” müsse.
Die Löhne sollen nun ab Anfang April um zwei Prozent und zum 1. April 2026 um weitere drei Prozent steigen. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und ist frühestmöglich zum 31.12.2026 kündbar. Die Gewerkschaft hatte sieben Prozent mehr Lohn gefordert. Zudem wollte sie mit Verweis auf eine steigende Arbeitsbelastung drei Tage mehr Urlaub durchsetzen. Verdi-Mitglieder sollten darüber hinaus einen zusätzlichen Tag erhalten.
“Die Verhandlungen mit Verdi waren äußerst schwierig”, sagte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie. Doch die Einigung sei für die Beschäftigten und auch für die Kunden gut: “Die Warnstreiks sind vorbei.” “Die strukturellen Probleme, die Post&Paket Deutschland belasten, sind mit der Einigung allerdings nicht vom Tisch”, fügte er hinzu. Die Sparte befindet sich im Umbau von Brief- zum Paketgeschäft. Die Tariferhöhung werde die Post allein 2026 mit rund 360 Millionen Euro zusätzlichen Kosten belasten. Gleichzeitig bestehe weiterhin ein hoher Investitionsbedarf, um die Sparte zukunftsfest zu machen. Vorständin Hagleitner betonte, der Konzern müsse die Profitablität des deutschen Brief- und Paketgeschäfts sichern. Er werde verstärkt auf die Kostenbremse treten. Verdi-Verhandlungsleiterin Andrea Kocsis sagte dagegen, die Gewerkschaft habe deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten durchsetzen können.
Post und Verdi hatten sich zuletzt im Frühjahr 2023 auf ein komplexes Tarifpaket verständigt, das dem Konzern zufolge eine Erhöhung der Löhne und Gehälter von im Durchschnitt 11,5 Prozent brachte. Die Post hatte in der Folge über zu hohe Kosten in Deutschland geklagt.
Der rund um den Globus aktive Logistikriese DHL, der weltweit rund 600.000 Menschen beschäftigt, fährt den Löwenanteil seiner Umsätze und Gewinne längst außerhalb des traditionellen Briefgeschäfts in der Bundesrepublik ein. 2023 lag der Anteil des deutschen Brief- und Paketgeschäfts am Gesamtumsatz von 81,8 Milliarden Euro bei 20,1 Prozent. Für das Jahr 2024 hat der Konzern rund 800 Millionen Euro operativen Gewinn (Ebit) aus dem Geschäft eingeplant, insgesamt erwarten die Bonner ein Ebit von 5,8 Milliarden Euro. Im traditionellen Briefgeschäft leidet die Post unter dem konstanten Rückgang der Sendungsmengen – das Paketgeschäft wächst dagegen unter anderem durch den florierenden Internet-Handel.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)