– von Daniela Pegna
Frankfurt (Reuters) – Die Einigung auf ein riesiges Finanzpaket von Union und SPD für Verteidigung und Infrastruktur hat die Dax-Anleger euphorisiert.
Der deutsche Leitindex eroberte am Mittwoch die 23.000-Punkte-Marke zurück, die er zu Wochenbeginn erstmals geknackt hatte. Angetrieben von einem Kursfeuerwerk bei Bau- und Rüstungswerten notierte der Dax bis zu 3,6 Prozent fester bei 23.130 Zählern, der EuroStoxx gewann 2,4 Prozent. “Für den Aktienmarkt wirkt das neue Politik-Paket wie ein riesiges Konjunkturpaket”, sagt Thomas Altmann von QC Partners. “Viele Branchen und Firmen dürfen sich jetzt auf zusätzliche Großaufträge freuen.” Auch Jochen Stanzl von CMC Markets resümiert: “Die Anleger spekulieren seit Wochen auf eine Reform der Schuldenbremse und eine wirtschaftsfreundlichere Politik und liegen damit richtig.” Der Dax hat seit Jahresbeginn gut 16 Prozent zugelegt.
Alle Verteidigungsausgaben oberhalb von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts sollen der Einigung zufolge nun von den Beschränkungen der Schuldenbremse ausgenommen werden. Zudem ist ein neues Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturausgaben für die Dauer von zehn Jahren geplant. Bei den Bauwerten kam das Milliarden-Paket gut an: Im Dax gewannen Heidelberg Materials bis zu 14,8 Prozent, im MDax rückten Bilfinger und Hochtief um 22 beziehungsweise 17,6 Prozent vor. Die Rüstungswerte Hensoldt und Renk lagen im Nebenwerteindex jeweils rund neun Prozent im Plus. Die Titel von Rheinmetall stiegen um bis zu 6,3 Prozent. “Wenn die Rüstungsindustrie und auch die am Infrastrukturbau beteiligten Unternehmen Planungssicherheit haben, wird in Produktionskapazitäten investiert,” erläuterte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Dies könnte der Schlüssel für mehr binnenwirtschaftliche Dynamik in den kommenden Jahren sein und würde dann auch höhere Steuereinnahmen generieren, meint der Experte.
EURO GEHT DURCH DIE DECKE
Deutlich nach oben ging es auch für den Euro. Die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung trieb die Gemeinschaftswährung um bis zu 0,9 Prozent auf 1,0722 Dollar, den höchsten Stand seit fast vier Monaten. Das Nachsehen hatte der Dollar-Index, der wegen der Furcht vor einem globalen Handelskrieg zeitweise 0,8 Prozent schwächer bei 104,850 Stellen notierte. Das war der niedrigsten Stand seit Anfang November. Steigende Inflationserwartungen und Zollängste stimmten Anleger bezüglich der US-Konjunktur pessimistischer, sagte Boris Kovacevic, Stratege bei Convera. Seit Dienstag werden neue Importzölle von jeweils 25 Prozent auf Waren aus den beiden Nachbarländern Kanada und Mexiko fällig, wie US-Präsident Donald Trump verkündete. Zugleich werden bestehende Zölle auf chinesische Waren von zehn auf 20 Prozent verdoppelt. Die drei betroffenen Länder reagierten umgehend mit Vergeltung und kündigten ihrerseits neue Zölle auf US-Waren an.
RENDITE VON BUNDESANLEIHE ZIEHT DEUTLICH AN
Am Rentenmarkt ließ die Aussicht auf einen höheren Schuldenstand infolge des Milliarden-Finanzpakets die Kurse der zehnjährigen deutschen Anleihen einbrechen. Die Rendite erreichte im Gegenzug mit 2,681 Prozent nach 2,480 Prozent am Dienstag den höchsten Stand seit 16 Monaten. Einen so starken Anstieg der Rendite an einem Tag gab es zuletzt im September 2022. Anleger dürften für deutsche Staatsschulden nun tendenziell höhere Risikoprämien fordern, prognostizierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Mit Blick auf die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen dürfte das Hoch noch nicht erreicht sein.” Am Aktienmarkt machten die steigenden Bond-Zinsen den Immobilienwerten zu schaffen. Die Titel von Vonovia, LEG Immobilien, TAG Immobilien und Aroundtown verloren zwischen 5,4 und zwei Prozent. Höhere Finanzierungskosten setzen Aktien aus dem zinsempfindlichen Immobiliensektor unter Druck.
(Mitarbeit: Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)