– von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) – Die Lufthansa will nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr wieder Tritt fassen. Die Kernmarke mit dem Kranich, die sogar Verlust machte, solle 2025 schwarze Zahlen schreiben, sagte Vorstandschef Carsten Spohr am Donnerstag in Frankfurt. “Wir haben in mehrfacher Hinsicht die Trendwende eingeleitet.” Im Luftverkehr stünden die Zeichen weltweit auf Wachstum, das Jahr habe nach einem guten Schlussquartal vielversprechend begonnen. Lufthansa Airlines, die normalerweise 35 Prozent zum Gewinn beitragen, kämpft aus vielen Gründen mit hohen Kosten und sinkenden Erlösen. Die Sanierung ist mit einem Turnaround-Programm angestoßen, kommt aber nur langsam voran.
Der operative Gewinneinbruch um 39 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ging fast vollständig auf die Kappe der Premium-Airline Lufthansa und der zu ihr gehörenden kleineren Gesellschaften wie Cityline und Discover. Der Umsatz markierte allerdings einen neuen Bestwert mit 37,6 Milliarden Euro, ein Plus von sechs Prozent, und soll in diesem Jahr auf mehr als 40 Milliarden Euro zulegen. An der Börse machte sich Erleichterung breit, dass es aufwärts gehen soll. Trotz eines Rückgangs des Nettogewinns um fast ein Fünftel will die Lufthansa wie im Vorjahr 30 Cent Dividende je Aktie zahlen. Der Kurs des MDax-Konzerns legte fast um neun Prozent zu.
“Unsere Strategie stimmt”, sagte Spohr. “Außer Frage steht aber, dass wir auch bei unserer Kernmarke Lufthansa den wirtschaftlichen Turnaround erreichen müssen.” Weil das länger dauere, werde 2025 ein “Übergangsjahr”. Der Betriebsgewinn soll deutlich gegenüber dem niedrigen Vorjahresniveau steigen. Die Lufthansa baut ihr Angebot aufgrund fehlender neuer Flugzeuge nur um vier Prozent aus, sodass sie 95 Prozent des Niveaus von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Krise, erreicht.
Beim Konkurrenten Air France-KLM sank der Betriebsgewinn um 6,4 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, Analysten hatten einen stärkeren Rückgang erwartet. Unter Konzernchef Ben Smith senkte die Gruppe ihre Kosten und profitierte im Gegensatz zur Lufthansa von höheren Ticketpreisen. Ein guter Ausblick auf 2025 mit einem Gewinnplus von 300 Millionen Euro ließ die Aktie abheben – das Papier stieg in der Spitze um 20 Prozent.
EIN BERG PROBLEME
Belastet wurde das Ergebnis der Kernmarke Lufthansa durch gestiegene Kosten – so schlug der Streik des Bodenpersonals mit 450 Millionen Euro zu Buche. Die Haupt-Airline litt außerdem unter dem Mangel an neuen Flugzeugen und dadurch höheren Personal- und Wartungskosten für länger geflogene, ältere Maschinen. Nicht nur Streiks und Flugausfälle schreckten Kunden ab, viel Kritik kam auch an verschlechtertem Service auf. Die Erlöse sanken, vor allem wegen des harten Wettbewerbs auf Asienrouten. Auch die schon lange beklagten hohen staatlichen Standortkosten für den Luftverkehr in Deutschland führte die Lufthansa als Belastungsfaktor an. Ohne das deutsche Kerngeschäft hätte der Konzern schon seine Zielrendite von acht Prozent des Umsatzes erreicht, so waren es nur 4,4 Prozent.
Lufthansa-Airlines-Chef Jens Ritter hatte vor einem halben Jahr ein Turnaround-Programm aufgelegt. Das Ergebnis soll bis 2028 dadurch um brutto 2,5 Milliarden Euro im Jahr verbessert werden durch Kostensenkungen und steigende Erlöse. Erste Fortschritte gebe es – so sei Lufthansa Airlines pünktlicher geworden und verzeichne weniger Flugausfälle.
Da die Crew-Kosten hoch seien, sollen neue Flugzeuge an die günstiger arbeitenden Flugbetriebe gehen, sagte Spohr. Der jüngste Flugbetrieb City Airlines wird trotz Kritik der Gewerkschaften an schlechteren Konditionen für die Beschäftigten wie geplant ausgebaut von derzeit fünf auf etwa ein Dutzend Flugzeuge im Lauf des Jahres. Damit sollen Zubringerflüge zu den Drehkreuzen Frankfurt und München billiger werden, ein wichtiger Faktor des Turnaround.
“LUFTHANSA GROUP” ALS DACHMARKE
Die Airlines der Gruppe, zu der auch Austrian und Brussels Airlines oder der Ferienflieger Eurowings gehören, beförderten 131 Millionen Gäste 2024, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Größte Gewinnbringerin war die Schweizer Tochter Swiss, die mit rund 800 Millionen Euro Gewinn knapp unter ihrem bisherigen Rekordergebnis 2023 landete. Auch Lufthansa Technik und die Frachtairline Lufthansa Cargo verbesserten ihre Ergebnisse.
In diesem Jahr komme alle zwei Wochen ein neues, effizienteres Flugzeug in die Flotte. Das und die Investitionen in das Premiumsegment sollen die Kundenzufriedenheit wieder steigern. Die Flotte wächst durch den Neuzugang aus Italien, ITA Airways, um 100 auf 730 Flugzeuge. Auch ITA soll dieses Jahr profitabel sein. Der Kritik von Investoren, darunter Hauptaktionär Klaus-Michael Kühne, an zu vielen Airline-Marken begegnet Spohr mit einem neuen Auftritt der Gruppe. Um einheitlicher sichtbar zu werden, soll eine Dachmarke “Lufthansa Group” eingeführt werden.
(Mitarbeit von Joanna Plucinska, redigert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)