Neue EZB-Prognose: Weniger Wachstum und mehr Inflation in diesem Jahr

Frankfurt/Berlin (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet in diesem Jahr auch wegen drohender US-Strafzölle weniger Wachstum im Euroraum.

Die Notenbank-Volkswirte schraubten in ihren am Donnerstag veröffentlichten Projektionen die Vorhersage für den Anstieg der Wirtschaftsleistung auf 0,9 Prozent zurück. Im Dezember waren sie noch von 1,1 Prozent ausgegangen. Für 2026 sagen sie nun einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,2 (bisher: 1,4) Prozent aus. Für 2027 wird wie bisher ein Plus von 1,3 Prozent erwartet.

“Die Wirtschaft ist mit anhaltenden Herausforderungen konfrontiert”, erläuterte die Notenbank. Die Abwärtskorrekturen für 2025 und 2026 spiegelten niedrigere Exporte und anhaltend schwache Investitionen wider. “Dies ist teilweise auf eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der Handelspolitik sowie auf eine allgemeine politische Unsicherheit zurückzuführen”, hieß es mit Blick auf die Drohungen von US-Präsident Donald Trump, hohe Strafzölle für Waren aus der EU einzuführen. Steigende Realeinkommen und die allmählich nachlassenden Auswirkungen früherer Zinserhöhungen dürften aber nach und nach die Nachfrage ankurbeln.

Möglicherweise sind die Prognosen für die kommenden Jahre zu niedrig angesetzt, sollten das von Union und SPD beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur in Deutschland sowie die Reform der Schuldenbremse vom Bundestag beschlossen werden. “Kurzfristig könnten erhebliche fiskalische Anreize das Wachstum deutlich ankurbeln, indem sie die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen erhöhen”, sagte der Leiter des Deutschland-Teams des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kevin Fletcher, der Nachrichtenagentur Reuters. Mittel- und langfristig dürften die höheren öffentlichen Investitionen auch die Produktionskapazität der Wirtschaft steigern.

Die EZB-Volkswirte erwarten für das laufende Jahr zudem eine höhere Inflation. Sie rechnen jetzt mit einer Teuerungsrate von 2,3 (Dezember: 2,1) Prozent. Für 2026 werden unverändert 1,9 Prozent vorausgesagt. Für 2027 wurde die Prognose auf 2,0 (bisher: 2,1) Prozent gesenkt. “Der Disinflationsprozess schreitet gut voran”, so die EZB. Diese strebt eine Inflation von zwei Prozent für die 20-Länder-Gemeinschaft an. Dies ist aus ihrer Sicht das ideale Niveau für die Wirtschaft.

(Bericht von Rene Wagner, Frank Siebelt; Redigiert von Kirsti Knolle; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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