Ungleichheit von Männern und Frauen am Arbeitsmarkt nimmt etwas ab

Berlin (Reuters) – Der Lohnabstand von Männern und Frauen am deutschen Arbeitsmarkt hat sich im vergangenen Jahr verringert.

Der sogenannte “Gender Gap Arbeitsmarkt” als Indikator für die erweiterte Verdienstungleichheit sank auf 37 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. 2023 hatte dieser Wert noch bei 39 Prozent gelegen, 2014 bei 45 Prozent. Erfasst werden hierfür nicht nur die Bruttostundenverdienste, sondern auch die Unterschiede in der Arbeitszeit und in der Erwerbsbeteiligung.

Ausschlaggebend für den Rückgang ist, dass die Verdienstlücke (“Gender Pay Gap”) von 18 auf 16 Prozent sank. “Das heißt, Frauen verdienten 16 Prozent weniger pro Stunde als Männer”, erklärten die Statistiker. Dass sich dieser Abstand verringerte, geht vor allem auf die stärker gestiegenen Bruttomonatsverdienste (ohne Sonderzahlungen) von Frauen zurück. Diese legten 2024 um rund acht Prozent zu, bei Männern dagegen nur um fünf Prozent.

“Eine wesentliche Ursache für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ist die höhere Teilzeitquote von Frauen”, erklärten die Statistiker weiter. Während Männer 2024 im Monat 149 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 122 Stunden. Damit brachten Frauen wie im Vorjahr 18 Prozent weniger Zeit für bezahlte Arbeit auf als Männer (“Gender Hours Gap”). Sie stemmen jedoch viel unbezahlte Sorgearbeit wie etwa Kinderbetreuung.

“Auch in der Erwerbsbeteiligung gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern”, betonte das Bundesamt. Aktuelle Zahlen zur Erwerbstätigkeit von 2023 zeigen, dass 73,6 Prozent aller Frauen einer bezahlten Arbeit nachgingen. Bei den Männern lag dieser Wert bei 80,8 Prozent. Damit lag der “Gender Employment Gap” wie bereits im Vorjahr bei neun Prozent.

“Die Ursache hierfür ist eine ungleiche Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Männern und Frauen”, sagte die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI), Bettina Kohlrausch. “Frauen leisten den überwiegenden Teil der Sorgearbeit, die im Übrigen nicht nur aus Kinderbetreuung, sondern auch aus Pflege, Putzen, Waschen, Kochen, Einkaufen und sehr viel mehr besteht.” Ein Ausbau staatlicher Kinderbetreuung allein werde daher nicht dazu führen, dass Frauen von der zusätzlichen Sorgearbeit ausreichend entlastet werden. “Auch Männer müssen ihren Anteil an der Sorgearbeit übernehmen.”

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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